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»Auf dem alten Campus
ist alles machbar«

»Pro Grün« gegen Festlegung auf Standort Lange Lage

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). »Pro Grün« hat am Freitag ein Modell zur geplanten Erweiterung der Universität vorgestellt. Damit will der Verein eine Alternative zum neuen Campus an der Langen Lage öffentlich diskutieren.

Kernaussage: Fast alle Wünsche könnten durch Bauten auf dem Uni-Stammgelände erfüllt werden. Die FH müsse allerdings eventuell ihr nahegelegenes Areal an der Kurt-Schumacher-Straße weiter nutzen; Kooperationsprojekte mit Firmen (»universitätsnahe Ausgründungen«) könnten auf Brachen - aufgegebenen FH-Standorten, Droop & Rein-Gelände - angesiedelt werden.
Das Modell, dass der Bielefelder Architekt Sven Detering im Auftrag von »Pro Grün« entwickelte, soll in diesem frühen Stadium lediglich anschaulich machen, was auf dem alten Campus möglich wäre. »Es steht keineswegs in Konkurrenz zu den Entwürfen des laufenden Wettbewerbs zur Gestaltung der Langen Lage«, versicherte Prof. Tilman Rhode-Jüchtern vom »Pro Grün«-Vorstand.
»Wir wollen den Bielefeldern zeigen, dass es Alternativen zur Langen Lage gibt. Wir wollen verhindern, dass nicht vorschnell unumkehrbare Entscheidungen getroffen werden. Wir wollen Landschaftsverbrauch vermeiden«, ergänzte sein Vorstandskollege Michael Blaschke. »Pro Grün« legt seinem Modell 76 000 Quadratmeter zugrunde, die von Uni und FH geforderte Hauptnutzfläche, von denen etwa 35 000 Quadratmeter auf die FH entfallen. Details:
- Parkhäuser und die Parkplätze westlich von Parkhaus 3 werden drei-, maximal viergeschossig überbaut. Die Trakte ruhen auf Pfeilern.
- FH-Hauptgebäude/Rektorat auf dem derzeit grünen Dreieck zwischen Straßenbahngleis und Universitätsstraße, zwischen Parkhaus 1 und Voltmannstraße (FH gesamt: mindestens 30 000 Quadratmeter).
- dreigliedriger Forschungstrakt (6500 Quadratmeter) im Grünzug südlich des Oberstufenkollegs (Basketballplatz und Umgebung)
- Gebäude an der Morgenbreede (Bau- und Liegenschaftsbetrieb BLB) wird universitär genutzt (4000 Quadratmeter).
- Max-Planck-Institut (MPI; 10 000 Quadratmeter) auf den Sportplätzen südwestlich der Uni in unmittelbarer Nähe zum bereits im Bau befindlichen Cebitec
- Verschiebung der Sportplätze nach Norden; Tiefgarage unter dem MPI
- Ein »Knotengebäude« (3500 Quadratmeter) für repräsentative Veranstaltungen verbindet Uni und FH. Dazu wird der ebenerdige Frauenparkplatz überbaut, mehrere Brücken führen über die Universitätsstraße.
- Fehlende Nutzflächen gleicht das alte FH-Gelände an der Kurt-Schumacher-Straße aus.
l Stellungnahme der Uni:
»Würden alle Erweiterungsbauten auf dem Stammgelände errichtet, so entstünde eine riesige Betonwüste«, sagte Pressesprecher Ingo Lohuis dem WESTFALEN-BLATT. »Da blickt dann jeder, ob er im Seminarraum, im Labor oder in der Mensa sitzt, auf graue Wände und sieht den Himmel nicht mehr.« In der Uni aber werde nicht nur gearbeitet, sondern auch gelebt. Wohlfühleffekt: null. Fazit: ein Schlag ins Gesicht derer, die sich darum bemühen, den Wissenschaftsstandort Bielefeld zu stärken.
l Stellungnahme der Fachhochschule:
»Die viel zu lange in zahlreiche Standorte zersplitterte Fachhochschule akzeptiert nichts anderes als eine Konzentration auf einen einzigen Standort«, sagte Pressesprecher Frank-Ruediger Buergel dem WESTFALEN-BLATT. »Wir lassen uns keinesfalls in irgendwelche Lücken und Winkel auf dem Uni-Stammgelände drücken.« Wer es ernst meine mit seinen Anstrengungen, Bielefeld für Studenten und Forscher, für die kooperierende Industrie und angeschlossene Dienstleister attraktiv zu gestalten, müsse die Lange Lage als konkurrenzlos einstufen.

Artikel vom 28.04.2007