30.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kommentar
Metall-Tarifkonflikt

Immer die alten Rituale


Du hast mehr verdient. Wer hörte das nicht gern? Der Satz tut gut. Und in 99 Prozent der Fälle hat er auch seine Richtigkeit. In 99 Prozent der Fälle würde er vermutlich sogar vom Arbeitgeber unterschrieben.
Allerdings richten sich Löhne und Gehälter nicht nur danach, was einer »verdient«. Sie orientieren sich auch an Produktivität und internationalem Wettbewerb. Löhne sind auf der anderen Seite Kosten - daran ändert auch eine gute Konjunktur nichts.
Die vollen Auftragsbücher knebeln allerdings die Unternehmer. Umsatz, der jetzt wegen eines Streiks nicht generiert wird, wandert mit großer Wahrscheinlichkeit ab. Am Ende des Tarifkonflikts gibt es vielleicht ein bisschen höhere Löhne, aber eigentlich weniger zu verteilen.
Und trotzdem holen die Tarifpartner bei jeder neuen Runde sämtliche »Folterwerkzeuge« aus dem Keller. Speziell im Metallbereich scheint es ohne Streik oder wenigstens Warnstreik nicht mehr abgehen zu können. Da ist es nur eine Frage der Zeit, wann die Arbeitgeber den Knüppel Aussperrung hervorzerren.
Der Metallarbeiter verdient es, mehr Geld zu bekommen. Und die Branche verdient eine Lohnrunde mit Vernunft, ohne die alten Rituale. Das sollte gesagt sein, so kurz vorm »Tag der Arbeit«. Bernhard Hertlein

Artikel vom 30.04.2007