28.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Stadt Würzburg wird fit gemacht

Arvato berät Kommunalverwaltung

Von Bernhard Hertlein
Würzburg/Gütersloh (WB). Schneller, besser und vermutlich auch noch billiger: Das Bertelsmann-Unternehmen Arvato berät die Stadtverwaltung im fränkischen Würzburg bei der Einführung einer zentralen E-Government-Plattform im Internet undÊder Straffung der kommunalen Bürokratie.
Arvato berät die Stadt Würzburg. Foto: PR

Zentrale Koordination, schnelle Auskunft, transparente Bearbeitung: Wie das geht, führt Arvato seit Oktober 2005 im Bezirk East Riding in Mittelengland vor. Dort übernahmen die Gütersloher die kommunale Verwaltung und mehr als 500 Arbeitsplätze. Sie beraten Bürger in den 14 Filialen, ziehen die lokalen Steuern ein und zahlen Subventionen sowie soziale Beihilfen.
East Riding ist als Projekt ein Kind des künftigen Arvato-Vorstandschefs Rolf Buch. Es umfasst 145 000 Haushalte und 325 000 Einwohner.
Die Main-Stadt Würzburg zählt knapp 135 000 Einwohner. Das Projekt ist allerdings nicht mit East Riding gleichzusetzen.
Die vor einem Jahr gegründete Arvato Government Services wird in Franken vor allem als Berater auftreten. Erstes Ziel ist der Aufbau eines Internet-Angebots, mit dem die Bürger viele Anliegen künftig elektronisch und zu der Tageszeit erledigen können, die ihnen passt.
Damit einher geht nach Auskunft von Dr. Christoph Baron, der den zuständigen Arvato-Geschäftsbereich leitet, auch eine Umstrukturierung der Prozessabläufe in der Rathausverwaltung. Im nächsten Jahr wird Würzburg ein zentrales Bürgerbüro eröffnen. Dr. Bernd Schmitt, der für die Gütersloher das Projekt vor Ort leitet, will die vorhandenen Arbeitsläufe nicht einfach ersetzen, sondern Schritt für Schritt ergänzen. Dabei kann nach Auskunft von Arvato-Pressesprecher Gernot Wolf auch die ein oder andere Stelle in der Verwaltung wegfallen, wenn dies sachlich begründet ist und der Stelleninhaber möglicherweise ohnehin in den Ruhestand geht. Grundsätzlich ziele das Projekt, dem der Personalrat der Stadt zugestimmt habe, aber nicht auf Stellenabbau. Trotzdem will die Stadt Würzburg in den nächsten acht Jahren insgesamt 25 Millionen Euro sparen.
Eine Übernahme öffentlicher Aufgaben wie in England stößt in Deutschland noch auf Probleme. Neben rechtlichen Einschränkungen stellt dabei die Mehrwertsteuer ein nicht zu überwindendes Hindernis dar. Sie verteuert jedes Angebot eines privaten Unternehmens sofort um 19 Prozent und macht es damit unrentabel.
In dem Rahmen, in dem nun Würzburg als erstes an den Start geht, sollen ähnliche Projekte aber bald auch in anderen deutschen Städten folgen. »Verhandlungen laufen bereits«, erkärte Wolf.

Artikel vom 28.04.2007