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Die Reise zum
Mars wird zur
heiklen Mission

Neuer Fortsetzungsroman startet

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). Nein, es ist kein Spiel. Schmerzlich wird dem bunt zusammengewürfelten Haufen, der im 23. Jahrhundert in einem veralteten Raumschiff zum Mars fliegt, der Ernst der Lage bewusst. Die sechs Männer und zwei Frauen dachten, sie würden an einem Erlebnisspiel des Fernsehens teilnehmen. Aber dann bricht der Kontakt zur Erde ab, und der Auftrag, einen Schatz in einer ehemaligen Festung der Chinesen auf dem Mars zu finden, erweist sich als nur vorgeschoben.
Herbert W. Franke schaut ins 23. Jahrhundert.
Mit Helm und Schutzanzug auf dem Roten Planeten.

Auf spannende Unterhaltung dürfen sich die Leser dieser Zeitung in dem neuen Fortsetzungsroman »Flucht zum Mars« freuen, der von diesem Samstag an erscheint. Verfasst hat ihn mit Herbert W. Franke einer der renommiertesten deutsch schreibenden Science-Fiction-Autoren. Franke verwebt die Geschichte der Expedition zum roten Planeten mit den Biografien der Teilnehmer und der Beschreibung der gesellschaftlichen Verhältnisse auf der Erde. Der blaue Planet wird von »Barbie Brain« beherrscht, der geballten Computerintelligenz. Androiden haben den Menschen die Arbeit abgenommen, aber auch selbstständiges Denken ist nicht mehr gefragt. Wissenschaft über das bislang Bekannte hinaus gilt als überflüssig, neugierige Männer und Frauen mit Forschergeist werden als »Nichtangepasste« gebrandmarkt, als abnormal. Sie müssen mit Umerziehung oder gar einem chirurgischen Eingriff ins Gehirn rechnen.
Die Erdenmenschen sollen bequem leben, sich amüsieren - zum Beispiel bei den Erlebnisspielen, wo eine Gruppe in täuschend echter Umgebung spannende Abenteuer besteht und Aufgaben löst. Aber bei Alf, Cassius, Gijon, Gilbert, Ramses, Henrich, Linette und Sylvie ist alles anders. Sie wissen nicht, dass aus dem All tödliche Gefahr droht und dass ihr Flug zum Mars für die Menschheit von größter Bedeutung ist. Nur Ramses, der einflussreiche Beamte aus der Kulturbehörde, ist eingeweiht und hat die Mannschaft der »Nichtangepassten« so zusammengestellt, dass Charaktereigenschaften und Fähigkeiten Erfolg verheißen.
Auf 360 Seiten schildert Franke spannend, kenntnisreich und einfühlsam die Handlung, das Aussehen und die Lebensbedingungen auf dem Mars sowie Denken und Psyche der Protagonisten. Wer ist dieser Herbert W. Franke? Mit Fug und Recht kann man ihn einen Tausendsassa nennen: von Hause aus theoretischer Physiker, dazu Computerkünstler, Höhlenforscher, Förderer des Science-Fiction-Genres und nicht zuletzt Sachbuchautor und Romancier. Die Beziehung zwischen Mensch und Maschine steht im Mittelpunkt der schriftstellerischen Arbeit Frankes. 30 Fach- und Sachbücher, 20 Romane und zwölf Hörspiele hat er bislang vorgelegt. So wie in »Flucht zum Mars« schildert der Autor immer wieder, wie die Gesellschaft der Zukunft aussehen könnte. »Was ich beschreibe, gibt's zwar noch nicht, aber es ist prinzipiell möglich«, betont Franke. Als literarisches Vorbild nennt er die Prager Phantasten wie Franz Kafka.
Franke kam am 14. Mai 1927 in Wien zur Welt, feiert also in wenigen Tagen seinen 80. Geburtstag. Dies nehmen der Deutsche Taschenbuch-Verlag, die Kunsthalle Bremen, die Archenhold-Sternwarte in Berlin und weitere Partner zum Anlass für die Veranstaltungsreihe »Art meets Science« (Kunst trifft Wissenschaft). Forscher, Künstler und der Autor diskutieren, ob es im Kosmos andere intelligente Lebensformen gibt und wie der Cyberspace unsere Realität verändert. Diese Fragen durchziehen auch den neuen Fortsetzungsroman »Flucht zum Mars«.
Seit seiner Kurzgeschichtensammlung »Der grüne Komet« (1960) bereichert Franke die Literatur mit gleichermaßen spannenden wie anregenden Büchern: darunter Erfolgstitel wie »Die Stahlwüste« (1962), »Zone Null« (1970) und »Schule für Übermenschen« (1980). Von diesem Samstag an können die Leser dieser Zeitung den Mars kennenlernen. Mit Füßen betreten werde die Menschheit den Planeten innerhalb der nächsten 30 Jahre, glaubt Franke.
Herbert W. Franke: Flucht zum Mars, Roman, dtv München 2007, ISBN: 9783423246002, 14,50 Euro.

Artikel vom 05.05.2007