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Im roten Rucksack waren
alle Utensilien verstaut

Naturfreunde zeigen Bilder von Wolfgang Ontrup

Heepen (bri). Wolfgang Ontrup war vor allem Zeichner. Immer hatte er einen Block dabei, um Motive festzuhalten, die ihn interessierten. Am vergangenen Wochenende zeigten die Naturfreunde nun in Erinnerung an ihr verstorbenes Mitglied auf dem Meierhof an der Heeper Straße einen kleinen Ausschnitt aus Ontrups Werk.

Seit 1956 war Wolfgang Ontrup Mitglied bei den »Naturfreunden«. Bei seinem Eintritt machte der gebürtige Bielefelder gerade seine Ausbildung zum Farbenlithographen, besuchte Abendkurse der Volkshochschule und der Graphischen Berufsschule. Bei den Naturfreunden lernte er auch seine spätere Frau Lamberta »Betty« kennen. Mit ihr zusammen unternahm er viele Ausflüge und Reisen. Immer dabei: der »berühmte« rote Rucksack, in dem sich neben einer Fotoausrüstung auch alles fürs Zeichnen befand.
Aus diesen Gedächtnisstützen entstanden dann zuhause Aquarelle in unterschiedlichen Techniken von »Nass in Nass« bis hin zur großflächigen, graphischen Gestaltung. Holland, Dänemark, Helgoland, Prag, Italien - in der Ausstellung, die Gerd Weichynik und Rainer Krause zusammen mit Betty Ontrup konzipiert hatten, fanden sich Motive aus aller Welt, festgehalten in Sepia-Tuschtechnik, in weichen, aber dennoch leuchtenden Farben.
Nur ein Bild fiel farblich an diesen Abenden etwas aus der Reihe. »Mir träumte von Holland« nannte Wolfgang Ontrup sein bunt leuchtendes, leicht surreal wirkendes Werk, das eine niederländische Gracht mit Boot und etwas windschiefen Häusern zeigt. Lange habe es bei ihnen im Wohnzimmer gehangen, auch wenn von Seiten der Verwandtschaft des öfteren die Vermutung geäußert wurde, bei der Entstehung dieses Bildes sei der Künstler wohl nicht mehr ganz nüchtern gewesen, erzählt Betty Ontrup lächelnd.
Vor den Bildern stehend, erinnerte sich so mancher an vergangene Ausflüge. Etwa an eine Fahrt auf dem Ijsselmeer. 1982 seien sie mit 15 Leuten auf einem Hochseesegler durch das holländische Gewässer gefahren, erzählt Dieter Karaskiewicz mit Blick auf zwei ausgestellte Bilder besagten Schiffes. Außerdem habe Wolfgang Ontrup an Bord nicht nur gezeichnet, sondern auch weitere musische Fähigkeiten bewiesen. Im Schiffsbauch stand ein Klavier, das Ontrup öfter zum Klingen brachte.
Motive für seine Bilder fand Wolfgang Ontrup auch auf den Wanderungen der Naturfreunde, die er zum Teil selbst mitorganisierte. Vorher sei er die Strecken schon immer abgewandert, erinnert sich Betty Ontrup. Bei der Wanderung selbst zückte er dann wieder den Skizzenblock, unter anderem auch, weil nicht immer alle auf ihn hätten warten können, bis er ein Bild komplett fertiggezeichnet hätte, wie sie schmunzelnd hinzufügt.
Anders auf den Reisen. Während ihr Mann gemalt habe, habe Betty Ontrup meist daneben gesessen und gelesen, erzählen Helga und Norbert Steidl. Steidl ist ebenfalls Lithograph und war lange Jahre Arbeitskollege Ontrups. Gern denkt er an die Zeit zurück, an der sich die beiden von Lichttisch zu Lichttisch unterhielten und in der Ontrup in jeder freien Minute den Bleistift zückte und zeichnete.
Damals entstand wohl auch die Vorlage für ein Bild der Ausstellung mit Bielefelder Motiv: Ontrups Blick von seinem Arbeitsplatz bei »Prinz und Scholz« über die Bahnschienen auf die Stadtwerke. Als geradlinigen Menschen habe er Wolfgang Ontrup kennen und schätzen gelernt, betont Norbert Steidl. Und als Menschen, der gern beobachtete und jede freie Minute nutzte, um diese Beobachtungen aufs Trefflichste festzuhalten.

Artikel vom 01.05.2007