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Nur erstklassige Filme gedreht

Regisseur Fred Zinnemann wäre am Sonntag 100 Jahre alt geworden

Fred Zinnemann erhielt fünf Oscars. Foto: dpa
Hollywood (dpa). Ein schöneres Lob kann sich ein Filmregisseur kaum wünschen: Bei einem Angebot von Fred Zinnemann habe er nicht einmal das Drehbuch lesen müssen, sagte Oscar-Preisträger Maximilian Schell. »Ich wusste, er weiß, was er macht«, schwärmte der Schauspieler, der 1977 in Zinnemanns Frauendrama »Julia« mitspielte.
»Er macht Filme, über die man nicht nur eine halbe Nacht, sondern monate- und jahrelang diskutieren kann«, rühmte Regisseur Billy Wilder seinen 1997 gestorbenen Kollegen. Zinnemann, der am Sonntag vor 100 Jahren in Wien geboren wurde, aber nur in Hollywood arbeitete, hat in knapp 50 Schaffensjahren »nur« 21 Spielfilme gedreht, dabei aber erstklssige Ware geliefert.
Mit dem Western »High Noon« (»Zwölf Uhr mittags«) und dem Militärdrama »Verdammt in alle Ewigkeit« schrieb er Hollywood-Geschichte. Elf Mal wurde er für einen Oscar nominiert, fünf Statuen nahm er in Empfang. Kritiker lobten sein Leinwandgespür für Realität und Schicksalsschläge, sein Fingerspitzengefühl für Außenseiter und sein Talent, unbekannte Schauspieler zu entdecken. Zinnemann verschaffte Marlon Brando mit »Die Männer« seine erste Rolle. Montgomery Clift (»Die Gezeichneten«), Julie Harris (»Das Mädchen Frankie«) und Meryl Streep (»Julia«) debütierten unter seiner Regie.
1997, nur wenige Wochen vor seinem 90. Geburtstag, erlag der Meisterregisseur in London einem Herzschlag. Zu seinem 100. Geburtstag stellte das US-Filminstitut AFI in diesem Monat seine wichtigsten Filme vor. Zinnemanns Erfolg sei umso erstaunlicher, weil er anfangs viele Hürden überwinden musste, stellten die Organisatoren heraus. Im Unterschied zu anderen ursprünglich deutschsprachigen Filmemachern in Hollywood war Zinnemann, Sohn eines jüdischen Arztes, als Niemand in das Film-Mekka gekommen und hatte sich aus dem Nichts zu einem der meist gefeierten Regisseure hochgearbeitet.

Artikel vom 28.04.2007