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Familie gewinnt gegen Stromriesen

RWE darf Energie vorerst nicht abschalten - Gericht tagt am 8. Mai


Büren (WB/ca). Eine fünfköpfige Familie aus Büren (Kreis Paderborn) hat einen vorläufigen Sieg gegen den Stromkonzern RWE errungen. Der hatte den Stromverbrauch falsch kalkuliert und zu niedrige Monatsabschläge angesetzt. Deshalb war eine Nachzahlung von 1300 Euro fällig geworden. »Weil die Betroffenen diese Summe nicht aufbringen konnten, wollte RWE den Strom am 24. April abschalten - ohne zuvor über Ratenzahlung oder andere Kompromisse zu sprechen«, sagte Rechtsanwalt Frank Albers aus der Paderborner Kanzlei Selker. Das Abschalten hätte dramatische Konsequenzen gehabt: »Ein Kind leidet an Epilepsie, das andere an Asthma, und die Medikamente müssen im Kühlschrank gelagert werden.« Außerdem feiere eines der Kinder an diesem Sonntag Kommunion.
Albers erwirkte beim Amtsgericht eine einstweilige Verfügung, die es RWE untersagt, den Strom abzustellen. Am 8. Mai verhandelt das Gericht den Fall. Der Anwalt: »Es darf nicht sein, dass ein milliardenschwerer Energieversorger seine Stellung ausnutzt, um eine Familie in Not zu stürzen.« Kanzlei-Chef Horst Selker ergänzte, dass der Fall der Familie kein Einzelschicksal sei: »So wird mit vielen Menschen umgesprungen.« Vor kurzem habe der Caritasverband im Erzbistum Paderborn zu einem Energiegipfel geladen, um mit den Unternehmen zu sprechen. »Alle sind gekommen, nur RWE nicht«, sagte Selker. Bei Eon gebe es inzwischen ein Umdenken: »Dort wird über Stromzähler nachgedacht, die mit Prepaid-Karten funktionieren. Dann haben Familien ihren Verbrauch besser im Blick und geraten nicht so schnell in rote Zahlen.«

Artikel vom 28.04.2007