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Lächelnd hält Elias Sansar die starken Verfolger auf Distanz

Schwaben-Rakete Jürgen Wieser kommt an den Treppen aus dem Takt

Von Hans Peter Tipp
Bielefeld (WB). Mit der Startnummer eins auf Platz eins: Erst als viertem Sieger in der Geschichte des Hermannslaufes gelang es Elias Sansar (Eintracht Bielefeld), den Erfolg des Vorjahres sofort zu wiederholen.

Der 27-Jährige gewann gestern in 1:48:44 Stunden die 36. Auflage des Ostwestfalen-Laufes über 31,1 Kilometer souverän vor dem schwäbischen Überraschungszweiten Jürgen Wieser. Der Ellwanger erreichte bei seiner ersten Teilnahme bei der Läuferschlacht im Teutoburger Wald in 1:49:58 das Ziel und formulierte anschließend eine Kampfansage für 2008: »Dann komme ich wieder und knacke den Kerl.«
Platz drei ging an Michael Brand von Non-Stop-Ultra Brakel, der sich in neuer persönlicher Bestzeit von 1:51:36 vom fünften auf den dritten Platz verbesserte. »Damit bin ich voll und ganz zufrieden«, sagte Brand, der sich drei Kilometer vor dem Ziel von seinem »Begleiter« Volkmar Rohlfes (Eintracht) verabschiedete. Mit dieser Tempoverschärfung sicherte er sich erstmals einen Platz auf dem Hermannslauf-Podium.
Wie schon vor einem Jahr aber nahm Sansar mit seinem federleichten Laufstil die Sieger-Ovationen der vielen tausend Zuschauer auf der Promenade an der Sparrenburg lächelnd entgegen. »Ich habe mich sehr gut gefühlt. Die Hitze hat mir nichts ausgemacht. Es ging ja viel durch den Schatten, und der Wind war auch ganz angenehm«, sagte Sansar, der in diesem Jahr erneut während des Laufes darauf verzichtete, Getränke zu sich zu nehmen.
Gestern allerdings hätte ihn aber fast ein Unbekannter »nass« gemacht. Jürgen Wieser im grünen Trikot der Gildemeister-Mannschaft hatte sich vom Start weg überraschend an die Spitze gesetzt. »Der Grüne ist abgeschossen wie 'ne Rakete«, beobachtete der Brakeler Brand, der zusammen mit Sansar und Rohlfes zunächst die Nachhut bildete: »Nach rund vier Kilometern ist Elias aber hinterhergelaufen.«
Auf dem nächsten Teilstück lag der Schwabe, den niemand auf der Rechnung hatte, zeitweise mit mehr als 30 Sekunden vor seinem Verfolger. Doch Sansar ließ sich -Êmeistens in Sichtweite - nicht zu früh aus der Reserve locken: »Ich bin nicht nervös geworden«, sagte er im Ziel: »Ich habe schnell gemerkt, dass er an den Bergen Probleme hatte.«
Nach der Hälfte der Distanz griff Sansar dann richtig an, und beim Eisernen Anton hatte er bereits 150 Meter Vorsprung herausgelaufen. Das war die Entscheidung, denn der Schwabe konnte nicht mehr kontern. Sansar lief dem Sieg entgegen. Dabei genoss er die totale Glückseligkeit. »Dieser Erfolg ist schöner als 2006«, betonte Sansar, der Profi, der sich nun auch auf nationaler Ebene wieder in Szene setzen will.
Jürgen Wieser ärgerte sich im Ziel über die verpasste Chance: »Ich hätte eigentlich gewinnen müssen. Aber ich kannte die Strecke nicht und vor allem kannte ich die Stufen nicht.« Dieses Hindernis habe seinen Laufrhythmus massiv gestört.
Wenn Wieser nicht selbst läuft, arbeitet der 37-Jährige in Pfronten als Zweirad-Mechaniker oder persönlicher Fitnesstrainer: »Unter anderem bringe ich Leute zum Marathon«. Dadurch kam Wieser übrigens auch nach Ostwestfalen.
Ursprünglich sollte er nämlich Michael Welt aus dem Vorstand der Gildemeister AG fit für den »Hermann« machen. Als der verletzt absagte, übernahm der Coach auf dessen Wunsch nicht nur die Startnummer, sondern auch das Betriebsmannschafts-Trikot.

Artikel vom 30.04.2007