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Siemens kämpft
gegen die Krise

Kleinfeld kündigt schnellen Rückzug an

München (dpa). Im Führungschaos bei Siemens zeichnet sich ein schneller Wechsel an der Spitze ab. Der Vorstandsvorsitzende Klaus Kleinfeld will nach seiner Rücktrittsankündigung gehen, sobald ein Nachfolger bereit steht.Klaus Kleinfeld will früher gehen.

Laut Branchenkreisen hat der neue Aufsichtsratschef Gerhard Cromme bereits mehrere Nachfolgekandidaten im Blick. Kleinfeld hatte seinen Rücktritt spätestens zum 30. September angekündigt. Er verabschiedete sich gestern mit der Vorlage glänzender Halbjahreszahlen und verordnete dem Konzern trotz seines baldigen Abschieds ein neues, ehrgeiziges Renditeprogramm. Ein Ende der Krise bei Deutschlands größtem Elektrokonzern ist aber nicht in Sicht. Der Schmiergeldskandal dürfte sich nach Einschätzung des Unternehmens noch ausweiten.
»Siemens ist bestens für die Zukunft aufgestellt«, sagte Kleinfeld. Im zweiten Quartal 2006/07 (30. September) erreichten erstmals alle Sparten die ehrgeizigen Margenziele. Das operative Ergebnis der Bereiche verbesserte sich um 49 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro. Der Umsatz legte um zehn Prozent auf 20,6 Milliarden Euro zu.
Alle Sparten schrieben schwarze Zahlen. So kam auch der schwächelnde IT-Dienstleister SBS auf ein Bereichsergebnis von 63 Millionen Euro nach einem Verlust von 199 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Größter Gewinnbringer war die Automatisierungssparte A&D, die das Ergebnis um 37 Prozent auf 526 Millionen Euro steigerte.
Die größte Gefahr droht dem Konzern weiterhin aus den Schmiergeldermittlungen. Bisher geht der Konzern von dubiosen Zahlungen in Höhe von 420 Millionen Euro primär in der Kommunikationssparte Com aus. Nun würden auch die anderen Bereiche genau unter die Lupe genommen, hieß es. Als Konsequenz erwarte Siemens, dass die Summe verdächtiger Zahlungen noch einmal deutlich zunehmen wird. Die Affäre kommt den Konzern ohnehin schon teuer zu stehen. Allein im abgelaufenen Quartal fielen Zahlungen an externe Berater in Höhe von 63 Millionen Euro an.
Wer neuer Siemens-Chef wird, ist völlig offen. Im Umfeld Crommes wurde gestern dementiert, dieser wolle den Posten für eine Zeit selbst übernehmen.
Offen ist auch das weitere Schicksal des Siemens-Autozulieferers VDO mit seinen 50 000 Beschäftigten. Es gebe Offerten für einen Verkauf, sagte Kleinfeld. »Die schauen wir uns auch an.« Der derzeitige Plan sehe aber weiterhin eindeutig einen Börsengang vor. Vor allem der Autozulieferer Continental ist an einer Komplettübernahme interessiert.

Artikel vom 27.04.2007