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Vereint im Kampf
gegen die Schmierer

220 Gäste beim »Fachforum Graffiti« im Rathaus

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Nicht der Täter, nicht der Schmierer gehört in den Mittelpunkt, sondern sein Opfer - der Bürger. Zu dessen Schutz haben sich gestern 220 Vertreter von Kommunen, Polizei und Unternehmen des Personennahverkehrs zum »Fachforum Graffiti« versammelt.

Aus ganz Deutschland waren Experten angereist, die ihre Erfahrungen im Kampf gegen Farbschmierereien weitergaben. 19 Firmen zeigten wirkungsvolle Methoden zur Entfernung der Graffiti. Das Fachforum im Neuen Rathaus, mittlerweile ist es das dritte, wurde von Thomas Niekamp (Verein »Stadtklar«) und Kriminalhauptkommissar Peter Feige organisiert.
»Beschmierte Bahnen und Häuser vermitteln den Eindruck von Unsauberkeit und Unsicherheit«, sagte Oberbürgermeister Eberhard David zur Begrüßung. »Wir können private Hausbesitzer nur für den Kampf gegen illegale Graffiti gewinnen, wenn sich auch die Stadt um ihre eigenen Immobilien kümmert.«
Allerdings dürfe man sich nicht ausschließlich auf Strafverfolgung stützen - Jugendarbeit müsse den Drang der Sprayer nach Öffentlichkeit in legale Bahnen lenken. Eine Ansicht, die Kommissar Feige und Hans-Friedrich Thoben (»Stadtklar«) teilen. »Wir klären auch an Schulen über den Zusammenhang von Graffiti und Sachbeschädigung auf«, sagte Thoben.
Thoben, dem die Probleme seit seiner Zeit als Vorsitzender des Bielefelder Einzelhandelsverbands vertraut sind, hofft auf bürgerschaftliches Engagement. »Der ÝStadtklarÜ-Verein hat 100 Mitglieder - es dürfen ruhig 1000 werden.« Und Jürgen Krain (Mobiel) wünscht sich auf breiter Basis »Verhaltensänderungen« im Umgang mit dem leidigen Graffiti-Problem.
Das galt schon mal als fast gelöst: »Als die Bielefelder Polizei noch eine personell gut ausgestattete Ermittlungskommission unterhielt, wurden 57 Prozent aller Fälle aufgeklärt und sank die Zahl der Delikte um etwa die Hälfte auf 700 im Jahr«, berichtet Feige. Die Zeiten sind vorbei: Von 2005 auf 2006 stieg die Zahl wieder um 600 auf 1300.
Feige beklagt zudem juristische Versäumnisse. »Auch wenn die Polizei einem Schmierer 80 Straftaten nachweisen kann - verurteilt wird er nur für die, bei der er in flagranti erwischt wurde.« In Deutschland habe sich nicht zuletzt eine Gruppe von Rechtsanwälten etabliert, die, spezialisiert auf Graffiti-Straftaten, ihre Mandanten vor wirksamer Strafe bewahre.

Artikel vom 27.04.2007