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Machtlos gegen Wildunfälle

Neunjährige Studie in NRW - alle Schutzmaßnahmen versagen

Von Wolfgang Schäffer
Bergisch-Gladbach (WB). Gegen Wildunfälle gibt es keinen wirksamen Schutz. Einziges Mittel um einen Crash zu vermeiden, sind Autos, die mit ABS und ESP ausgerüstet sind.
Vorbeugung gegen Wildunfälle gibt es nicht.

Zu diesem Ergebnis kommt eine neunjährige Untersuchung auf unterschiedlichen Strecken im Oberbergischen Kreis. Mehr als 200 000 Zusammenstöße mit Wild werden Jahr für Jahr auf deutschen Straßen registriert. Zwar bleibt es überwiegend bei Blechschäden. Doch allein 2005 starben 14 Menschen bei Unfällen dieser Art, 3000 Verkehrsteilnehmer werden jährlich schwer verletzt.
Grund genug für die Unfallforschung der Schadensversicherer, dieses Phänomen zu untersuchen, um möglicherweise vorbeugende Maßnahmen ergreifen zu können. »Wir haben uns dieser Thematik mit einem aufwändigen Projekt angenommen.« Siegfried Brockmann vom Gesamtverband der deutschen Versicherer (GDV) erklärt, dass in einem neunjährigen Untersuchungszeitraum die polizeilich erfassten 5000 Unfälle im Oberbergischen Kreis mit Wildbeteiligung in Zusammenarbeit mit Polizei sowie Innen- und Wirtschaftsministerium NRW ausgewertet wurden.
»Auf sechs Streckenabschnitten haben wir über je drei Jahre die unterschiedlichen Methoden zur Vermeidung von Wildunfällen im Vorher-Nachher-Vergleich erprobt. Die Ergebnisse wurden dann mit 37 Kontrollstrecken verglichen.«
Das Ergebnis sei eher ernüchternd gewesen, fasst Brockmann zusammen. »Alle bekannten Methoden bringen keine Verbesserung.« Weder Duftzäune noch optische und akustische Reflektoren, Rückschnitt der Hecken und Sträucher am Straßenrand oder auch Wildwechselschilder zeigten nachhaltige Wirkung auf die Entwicklung der Unfallzahlen. »Der Wildunfall ist ein andauerndes Problem der Verkehrssicherheit, das unabhängig von der Erfahrung jeden Kraftfahrer treffen kann. Mit ESP und ABS ausgestattete Autos aber lassen sich im Ernstfall besser abbremsen oder ums Hindernis lenken«, unterstreicht Brockmann.
Die absolut meisten Unfälle mit Wildbeteiligung passieren nach Auswertung der Studie morgens zwischen fünf und acht Uhr oder abends zwischen 17 und 24 Uhr. Gleichwohl seien die Nachtstunden bis vier Uhr morgens fast ebenso betroffen, stelle man die Crash-Zahlen dem geringen Verkehrsaufkommen gegenüber.
Die Untersuchung widerlegt allerdings die Ansicht, vor allem im Herbst und Frühjahr sei das Wild besonders häufig in das Unfallgeschehen verwickelt. Brockmann: »Zwar gibt es Spitzen im Mai sowie Oktober und November. Die Abweichungen zwischen den Monaten sind aber gering. Vorsicht ist deshalb das ganze Jahr geboten.«

Artikel vom 30.04.2007