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Geheimnisvolle Knochenfunde

Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln im alten Dörfchen Kerkberg

Von Heinz-Peter Manuel
Büren (WB). Nach dem Fund von Menschenknochen in einem Wald bei Büren-Böddeken (Kreis Paderborn) hat die Polizei Ermittlungen aufgenommen und die Staatsanwaltschaft eingeschaltet.

Am Dienstag hatten Polizisten den Fundort abgesperrt, nachdem der 37 Jahre alte Versicherungsmakler Guido Künnemeyer aus Bielefeld bei einem Spaziergang Knochen entdeckt hatte, die seiner Einschätzung nach von Menschen stammen müssten.
Beamte die Kriminalkommissariats 11 (unter anderem zuständig für Todesermittlungen) trafen sich mit dem Finder. Dieser führte die Polizisten zu einer vermutlich durch den Sturm »Kyrill« entwurzelten Buche mit etwa zwei Meter Stammumfang. Im Wurzelwerk des Baumes wurden menschliche Knochen und Knochenteile entdeckt, in die größtenteils die Wurzeln eingewachsen waren. Die aufgefundenen Skelettteile stammen von mindestens zwei Menschen. Die Beamten untersuchten den Fundort und stellten die Knochen sicher. Nach erster Einschätzung handelt es sich um vermutlich weit mehr als 100 Jahre alte Knochen.
Recherchen der Polizei beim Kreismuseum in Wewelsburg ergaben gestern, dass am Fundort im Mittelalter ein Friedhof existierte. In den vergangenen Jahren seien immer wieder einzelne Knochen aufgetaucht, die offenbar durch natürliche Erosion, Tiere oder andere Umwelteinflüsse, wie jetzt durch den Sturm, freigelegt wurden. Die Siedlung »Kerkberg« wurde im 14. Jahrhundert aufgegeben. Die durch Pest und Kriege vertriebenen 300 Bewohner siedelten sich im drei Kilometer entfernten Wewelsburg an. Ihre Toten ließen sie zurück.
Gelassen hat gestern Wulf Eberhard Brebeck (61), Leiter des Hochstiftmuseums in Wewelsburg, auf die jüngsten Knochenfunde reagiert. »Das passiert an dieser Stelle recht häufig, das ist nicht ungewöhnlich«, sagte der Museumsleiter dieser Zeitung. Immer wenn ein Baum umfalle, könnten an den Wurzeln Knochenteile hängen. Finder brächten sie dann häufig ins Museum. Das gebe die Funde zurück an die Stadt Büren, die sie dann erneut bestatten lasse.
Im Kreis Paderborn gebe es an sehr vielen Stellen Reste aufgelassener Siedlungen. Deshalb seien auch immer wieder Knochenfunde möglich. Meistens jedoch lägen die alten Dörfer unter heutigen Ackerflächen. »Da taucht dann nichts mehr auf, weil die Böden schon etliche Male umgepflügt sind«, sagt Brebeck. In diesem Falle aber liege die alte Dörfchen in einem Waldstück; deshalb sei auch künftig mit Zufallsfunden zu rechnen. Die Staatsanwaltschaft wird in dem jüngsten Fall entscheiden, ob weitere Untersuchungen erforderlich sind.

Artikel vom 26.04.2007