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Blogs sind immer nur eine Ergänzung


Tagebuchschreiben ist ja das Gegenteil von jedem alles zu erzählen. Ich schreibe meine Gedanken, Gefühle, Erlebnisse für einen Leser auf: mich. So machen das viele. Immer mehr präsentieren dieses Ur-Private aber übers Internet der Öffentlichkeit. Die Öffentlichkeit darf und soll das, was ein meist wildfremder Mensch aus seinem Leben plaudert, kommentieren.
Sicher: Da ist ein wenig Selbstdarstellung (bei denen, die das Internet-Tagebuch betreiben) und Anmaßung (bei denen, die es kommentieren, und das leider nicht immer mit Anstand). Ganz sicher: Es ist meist unterhaltsam und manchmal karrierefördernd (Bloggerin Mercedes Bunz ist Chefredakteurin bei Tagesspiegel Online, Katharina Borchert verantwortet den Internet-Auftritt »West Eins« der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung).
Und noch sicherer: Die »alten Medien« müssen nicht befürchten, dass Blogs ihnen die Leser, Hörer und Zuschauer wegschnappen. Blogs können, gerade als Internet-Tagebuch, immer nur eine Ergänzung ein. Weil sie erst unterhalten und dann informieren, weil die Beiträge nie losgelöst vom Schreiber gesehen werden können, also noch nicht einmal der Vermutung nach objektiv sind, weil Hintergründe, Daten, Fakten, Zahlen, also klassische Recherchearbeiten, fehlen. Ausnahmen gibt es wie immer.
In dieser Ausgabe bieten wir (Zeitungsmagazin!) Mischa-Salim Vérollet und Rouven Ridder (Blog!) ein Forum. Der eine kann sicher noch vom anderen lernen.

Artikel vom 08.05.2007