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Einige ziehen jedes Mal, wenn sie das Los-Feld überschreiten, ein bisschen Geld ein.

leitartikel
Kampf um ABN Amro

Bankopoly
zu Lasten
der Kunden


Von Bernhard Hertlein
Lange hat sich das Banken-Trio Infernale, bestehend aus der Royal Bank of Scotland, der spanischen Santander und dem Brüsseler Finanzkonzern Fortis, nicht bitten lassen. Noch schneller reagierte danach die »Heuschrecke«: Christopher Hohns Hedgefonds TCI begrüßt natürlich das Übernahmeangebot des Trios für die niederländische ABN Amro. Schließlich verspricht es den Anlegern 72 Milliarden Euro - fünf Milliarden mehr als die britische Barclays zu zahlen bereit ist.
Das Karussell, 2005 nach der italienisch-deutschen Hochzeit von Unicredito und HypoVereinsbank (HVP) etwas außer Tritt geraten, ist wieder angestoßen. Fusionen in dieser Größenordnung orientieren sich an dem Motto »Big is beautyful«. Kaum aber sind die Riesen vereint, muss abgespeckt werden.
Personal wird in Wüste geschickt, ganze Bereiche abgetrennt. Ist das Unternehmen wieder bei den Kernkompetenzen angekommen, kann es gesunden -Êund erneut mit einem anderen Konzern verheiratet werden. Welchen Sinn dieses Monopoly-Spiel hat? Einige ziehen jedes Mal, wenn sie das Los-Feld überschreiten, wieder ein bisschen Geld ein.
Trotz Online-Bankings sind Geldgeschäfte immer auch Vertrauenssache. Vertrauen entsteht nicht zwischen Zahlen oder Computern, sondern nur unter Menschen. Unicredit verlor nach der Fusion eine Reihe früherer HVB-Führungskräfte. Ein Großteil des Gewinns der Deutschen Bank hängt am Erfolg der Investmentbanker. Was, wenn sie gehen?
In Deutschland sind geplante Bankenfusionen nicht zustande gekommen, weil einfach die Blauen von der Deutschen anders »ticken« als die Grünen von der Dresdner oder die Gelben von der Commerzbank. Erst recht trennen sie Welten von den Roten der Sparkasse und den Blau-Orangen bei den Volksbanken. Inzwischen sind vor allem die Bilanzen der Deutschen und der Commerzbank so positiv bewertet, dass ein Übernahmeversuch aktuell wenig wahrscheinlich erscheint.
Anders ist die Lage bei Postbank und Sparkassen. Der hohe Marktanteil der öffentlich-rechtlichen Institute und ihr Filialnetz wecken nicht nur in Deutschland Begehrlichkeiten.
Nur aus Kundensicht ist die gegenwärtige Bankensituation in Deutschland fast vorbildlich. Große ausländische Mitspieler - Credit Suisse, UBS, Citibank, Unicredit/HVP - und expansive deutsche Landes- wie Privatbanken sorgen nicht für Konzentration, sondern für zusätzliche Konkurrenz Êund damit tendenziell für besseren Service. Die das Internet nutzenden Direktbanken drücken die Preise. Und die regional gebundenen Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind in ihrer jetzigen Stärke ein Standortvorteil für die hiesige Wirtschaft.
Dass zufällig nun auch regional bei den Volksbanken Paderborn/Detmold und Bielefeld/Brackwede wieder das Fusionskarussel angestoßen wurde, macht diesen Vorteil noch nicht zunichte. Je mehr Runden jedoch beim Bankopoly gespielt werden, desto wahrscheinlicher werden Häuser abgebaut, Filialen geschlossen und der Service reduziert.

Artikel vom 26.04.2007