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Werder verpasst Satz
auf den Spitzenplatz

Frings kritisiert die Bremer - Schaaf lobt Bielefeld

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Bremen (WB). Bloß weg hier. Torsten Frings zog sein schwarzes Reiseköfferchen hinter sich und wollte sich an der Wand lang aus den Katakomben der Bielefelder SchücoArena stehlen, aber dann wurde der Nationalspieler des SV Werder Bremen doch noch gestellt.

Fast in die Ecke gedrängt gab es für ihn keinen Ausweg mehr. Das könnte nach der 2:3-Niederlage beim DSC Arminia auch für seine Mannschaft gelten. »So wird das nichts mehr«, sagte der Mittelfeldspieler über die Titelchancen und rügte das eigene Team für sein zu freundliches Verhalten: »Wir waren viel zu brav. Wir hätten anders in die Zweikämpfe gehen müssen, um hier zu gewinnen.«
Und so haben die Grün-Weißen ein paar schwarze Tage hinter sich. Erst das am Ende überhaupt nicht mehr geheime Geheimtreffen zwischen Nationalstürmer Miroslav Klose und einer Bayern-Delegation, das für die Münchener wegen Sittenwidrigkeit noch ein Nachspiel bei der Deutschen Fußball-Liga haben wird, dann die 0:3-Abfuhr im UEFA-Cup-Halbfinale in Barcelona und obendrauf noch ein zweiter Dreierpack, serviert in Ostwestfalen. Die Bremer haben sich schon besser gefühlt.
»Für eine Spitzenmannschaft haben wir zu viele Fehler gemacht«, sagte Sportdirektor Klaus Allofs und erkannte auch gleich die Konsequenzen: »So sind die großen Ziele für uns unerreichbar.« Werder leistete sich beim internationalen Auftritt am Donnerstag im Olympiastadion von Barcelona »nur« Schwächen in der Abwehr, 72 Stunden später kamen in Bielefeld noch gravierende Mängel in der Chancenverwertung hinzu. Im Vergleich zum Europacup-Duell, in dem Werders Offensive gar nicht erst stattfand, gab es im Bundesligaspiel bei einem Abstiegskandidaten genügend Gelegenheiten zu weiteren Treffern. Erstaunlich, welch leichtfertigen Umgang Werder damit pflegte.
»Nach dem 2:2 dachte ich, vielleicht geht noch was, vielleicht bringen wir dieses Spiel noch auf unsere Linie«, hatte Thomas Schaaf gehofft. Der Trainer täuschte sich. Als fairer Verlierer täuschte Schaaf jedoch nicht über die Wahrheit hinweg: »Arminia hat toll gespielt. Sie hat alles eingesetzt, was sie zu bieten hat und uns nie zur Ruhe kommen lassen. Sie hat mehr richtig gemacht als wir.« Darum war es zum Schluss auch der »richtige« Sieger.
Die Verlierer aber sind ins Grübeln gekommen. Im Moment ist es wohl eher eine Illusion, im Rückspiel gegen Espanyol ein 4:0 zu schaffen oder doch noch einmal die Hand an die deutsche Meisterschale zu bringen. »Wir haben da eine große Chance verpasst«, trauerte Schaaf dem Satz auf Tabellenplatz eins hinterher. Und Wunder, die gibt es auch an der Weser nicht ständig zu bestaunen, zu mal es die Mannschaft nicht fertig brachte, über ihren Schatten zu springen. Frings wollte sich auch gar nicht erst auf die Strapazen der Doppelbelastung berufen: »Klar hat das Kraft gekostet. Trotzdem hätten wir besser spielen müssen.« Eine Rolle spielte für ihn auch, dass manche den Aufmuck-Faktor des Gegners unterschätzten. »Wir wussten, dass Bielefeld stark ist. Aber einige wussten wohl nicht genug Bescheid.«

Artikel vom 30.04.2007