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Arrogant drei Punkte verspielt

Der FC Schalke verliert in Bochum - und bleibt trotzdem Tabellenführer

Von Klaus Lükewille
Bochum (WB). Vor dem Bochumer Stadion gab's Meisterschalen im Sonderangebot. Nur fünf Euro das Stück. Vielleicht sollten sich die Schalker Spieler damit eindecken, dann ständen sie am Ende garantiert nicht mit leeren Händen da.

Wie nach den 90 Minuten gegen den Revier-Rivalen. 2:1 siegte der VfL Bochum. Wiederholt sich die Geschichte doch? Denn in der Saison 2000/2001 konnten die »Königsblauen« diese Auswärtspartie ebenfalls nicht gewinnen, fuhren damals mit einem 1:1 nach Hause. Zwei Punkte verschenkt, die am Ende fehlen sollten. Schalke wurde nur Meister der Herzen.
Und jetzt? Erneut verspielten sie in Bochum leichtfertig den Sieg. »Vielleicht lief es in der ersten halben Stunde zu gut«, blickte Manager Andreas Müller enttäuscht zurück. Da führte seine Elf durch Kuranyis Kopfball-Treffer schon nach acht Minuten mit 1:0 und diktierte anschließend das Geschehen. »Wir haben aber leider das 2:0 nicht gemacht und sind dann in Konter gelaufen«, ärgerte sich Trainer Mirko Slomka.
Lässig bis fahrlässig traten die Schalker da auf, wollten die Bochumer mal gerade mit »links« austricksen. Asamoah gab zu: »Wir waren in dieser Phase zu arrogant.« Die Quittung: Misimovic (33.) erzielte den Ausgleich, Gekas sorgte wenig später schon für den Endstand. Nach 41 Minuten hatte Schalke bereits das Spiel und seine Linie verloren. Leidenschaftlich verteidigte Bochum die Führung und durfte jubeln: Das müsste die Rettung gewesen sein, denn mit 39 Punkten ist bisher nie ein Verein abgestiegen. Doch Trainer Marcel Koller wies alle Glückwünsche energisch zurück: »Wir sind noch nicht endgültig durch.«
Restlos bedient war sein Kollege. Slomka attackierte Schiedsrichter Knut Kircher: »Wir sind ungerecht behandelt worden. Zwei Elfmeter hätten wir bekommen müssen.« Vielleicht - doch nach Imhofs Handspiel ließ er ebenso weiterlaufen wie wenig später, als Lincoln im Strafraum stürzte. Kirchers Kommentar: »Ich habe mir die TV-Aufnahmen noch einmal angesehen. Die erste Szene ist eventuell diskussionswürdig, in der zweiten Situation hat sich Lincoln eindeutig fallen lassen.«
Der Brasilianer, nach seiner Fünf-Wochen-Sperre bei der Rückkehr in Mainz noch eine Schlüsselfigur, spielte in Bochum nur eine kleine Nebenrolle. Slomka nannte keinen Namen, aber jeder wusste, wer gemeint war: »Im Mittelfeld haben wir leider nicht die gewohnte Souveränität und Präsenz gezeigt.«
Lincoln - mal prima, dann wieder Primadonna. Meisterlich sind diese Leistungsschwankungen nicht, Müller und Slomka versuchten später trotzdem, den schlechten Abend noch schön zu reden. Der Manager: »Der Einsatz in den zweiten 45 Minuten war absolute Klasse.« Der Trainer: »Die Mannschaft hat alles versucht.«
Doch Slomka war unmittelbar nach dem Abpfiff skeptisch: »Ich glaube, wir sind Sonntag nicht mehr Tabellenführer.« Irrtum. Auch Bremen patzte gegen Bielefeld. Und in Gelsenkirchen atmeten sie alle ganz tief durch: Der arrogante Bochum-Auftritt wurde doch nicht doppelt bestraft.

Artikel vom 30.04.2007