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Doppelbödige Moral

Vorstadtkomödie »Little Children«


Laut kreischend ziehen die Mütter ihre Kinder aus dem belebten Schwimmbecken, das binnen weniger Minuten wie leergefegt ist. Die Ursache für diese Aufregung ist ein Mittvierziger mit pädophilen Neigungen (Jackie Earle Haley), der seelenruhig mit der Taucherbrille den Pool durchquert, bis er von der Polizei unter Gewaltandrohung aus dem Wasser beordert wird.
In dem kleinen, amerikanischen Ostküstenort wird auch eine junge Frau (Kate Winslet) misstrauisch beäugt, die erst seit kurzem mit ihrer kleinen Tochter (Sadie Goldstein) dort lebt. Zum Entsetzen der anderen Mütter gelingt es ihr auf Anhieb, auf dem Kinderspielplatz mit dem gut aussehenden Hausmann und Vater (Patrick Wilson) ins Gespräch zu kommen, der dort nur unregelmäßig mit seinem Sohn (Ty Simpkins) auftaucht.
In seinem zweiten Kinofilm »Little Children« entwirft der »Oscar«-nominierte US-Autor und Regisseur Todd Field (»In the Bedroom«) ein zeitgenössisches Sittenbild der klassischen Mittelstandsgesellschaft und bringt genüsslich die Doppelmoral hinter pittoresken Fassaden zum Vorschein.
Die Vorlage zu dieser vielschichtigen Vorstadtkomödie lieferte der amerikanische Autor Tom Perrotta mit seinem gleichnamigen Roman. Bei der Leinwandadaption dieses Stoffes verfolgten Field und Perrotta das Ziel, einen Film zu kreieren, der unabhängig von der Vorlage für sich alleine steht. Anstatt nur den Film zum Buch in Angriff zu nehmen, erzählten sie die Geschichte noch einmal neu und entdeckten darüber neue Möglichkeiten für die Figuren und die Story.
»Little Children« wurde von Field in Zusammenarbeit mit Albert Berger und Ron Yerxa produziert. Die zeichneten mit ihrer gemeinsamen Firma Bona Fide Productions schon für Kinoerfolge wie »Little Miss Sunshine« und »Unterwegs nach Cold Mountain« verantwortlich.

Artikel vom 26.04.2007