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Kirchenkreis erteilt
dem Schlichter Absage

Neues Gesprächsangebot an Paul-Gerhardt-Besetzer

Von Gerhard Hülsegge
Bielefeld (WB). Im Streit um die besetzte Paul-Gerhard-Kirche ist kein Ende abzusehen. Gestern haben der evangelische Kirchenkreis und die Neustädter Marien-Kirchengemeinde einen Schlichter abgelehnt, der Bürgerinitiative stattdessen ein neues Gesprächsangebot unterbreitet. Die Anzeige gegen die Besetzer wird nicht zurückgezogen.

»Nachdem die Verkaufsgegner auf dem Rechtsweg scheiterten, haben sie diesen mit erpresserischen Drohungen und der Besetzung des Paul-Gerhardt-Zentrums verlassen. Dies ist keine Situation für eine Mediation im klassischen Sinne. Auch die an der Basis und in der Leitung gefassten demokratischen Beschlüsse zum Verkauf und zur Entwidmung des Paul-Gerhardt-Zentrums können nicht zur Disposition gestellt werden«, verteidigten die Kirchenleitungen gestern in der Sache ihre bekannten Standpunkte.
Ein erster für den 16. April vorgesehener Dialog war wegen der Anzeigenerstattung nicht zustande gekommen. Das Gespräch soll auf Vorschlag der Kirchenleitungen nun Freitag, 27. April, stattfinden. Der Bürgerinitiative, die das Gotteshaus seit dem 25. März besetzt hält, wurde eine Frist bis Donnerstag, 26. April, 12 Uhr, gesetzt, das Angebot anzunehmen.
Wie es in der gestern verbreiteten Stellungnahme des Referats für Öffentlichkeitsarbeit im Haus der Kirche heißt, soll dieses Gespräch auf Grund der wiederholt - zuletzt am vergangenen Freitag (20. April) von Rabbiner Henry G. Brandt - geäußerten Kaufabsicht der Jüdischen Kultusgemeinde und des »bald zu erwartenden Vertragsabschlusses« in »beiderseitigem Interesse zu einer friedlichen Beendigung der Besetzung führen«. Die Kultusgemeinde hatte erklärt, sie werde keine besetzte Kirche kaufen.
Juristisch wollen Kirchenkreis und Gemeinde, wie erwartet, nicht einlenken. »Solange die Besetzung des Gebäudes andauert, wird die Strafanzeige gegen die Besetzer nicht zurückgezogen«, hieß es dazu gestern unter Berufung auf den leitenden Theologen der Evangelische Kirche von Westfalen, Präses Alfred Buß. Superintendentin Regine Burg verwies auf ständige Gesprächsbereitschaft trotz Dienstaufsichtsbeschwerden und Klagen.
Betont wurde zugleich, die Unparteilichkeit von Hans-Jürgen Donath (64) und andere im Gespräch stehender Mediatoren werde hierdurch nicht in Frage gestellt.
»Das sind keine Neuigkeiten und da ist auch keinerlei Bewegung drin«, meinte Hermann E. Geller als Sprecher der Bürgerinitiative. Letztere will über das neuerliche Gesprächsangebot beraten, hätte laut Geller aber erwartet, dass der Kirchenkreis die Anzeige zurückgezogen und dem Mediator zugestimmt hätte. Die Paul-Gerhardt-Kirche bleibt vorerst weiter besetzt.
Enttäuscht und verärgert zeigte sich die FDP-Bundestagsabgeordnete Gudrun Kopp über die kategorische Absage des Kirchenkreises zum von ihr vorgeschlagenen Schlichtungsverfahren. »Vom hohen Ross ist tiefer Fall«, sagte die Liberale. »Allmählich wird mir immer klarer, weshalb der Kirchenstreit derart eskalieren musste. Wenn wir Politiker in konfliktreichen Situationen national und international ähnlich unversöhnlich handeln würden wie die Amtskirche in diesem Fall, wäre die Welt inzwischen mit Kriegen überzogen.«

Artikel vom 25.04.2007