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Zweckehe mit schönen Aussichten

Volksbanken Bielefeld und Brackwede wollen 2008 fusionieren - Gespräche laufen

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). »Die Zeit ist nicht reif, der Schritt war längst überfällig«, sagt Reinhard Eikel (51). Der Vorstandschef der Volksbank Brackwede und sein Bielefelder Amtskollege, Klaus-Peter Schröer (60), setzen die Werbung der Genossenschaftler um und »machen den Weg frei«: Ab 2008 soll es in Bielefeld nach der Fusion nur noch eine Volksbank geben.

Die Entscheidung der Aufsichtsräte beider Volksbanken ist erst wenige Tage alt. Erste Sondierungsgespräche beider Vorstände hat es bereits gegeben. Montag hat die Volksbank Bielefeld ihre Mitarbeiter intern informiert, gestern fand die Vertreterversammlung der Brackweder statt. Am 19. Juni tagen die Vertreter der Bielefelder Genossenschaftsbank in der Stadthalle. Die eigentliche Arbeit beginnt erst, das Ergebnis soll dennoch bis 2008 vorliegen und Fusion heißen. Erklärtes Ziel: Nur eine einzige leistungsstarke Volksbank wird die Herausforderungen am Bankplatz Bielefeld in den kommenden Jahren erfolgreich meistern können. Schröer: »Außer Düsseldorf ist kein Bankplatz in NRW so umkämpft wie Bielefeld mit mehr als 26 Instituten.« Personalabbau ist nicht geplant.
Bielefeld besitzt mit seiner Volksbank das älteste Institut seiner Art in Westfalen. Man schreibt das 147. Geschäftsjahr und sieht sich mit der aktuellen Bilanz am Ende einer erfolgreichen strukturellen Neuausrichtung am Kesselbrink. Die Volksbanker an der Brackweder Hauptstraße sind im 98. Jahr nicht weniger zufrieden mit ihren Geschäften. Die Mannschaft rund um Vorstandschef Reinhard Eikel hat sich in der Vergangenheit vom Mittelstandsfinanzierer zum kompetenten Ansprechpartner für Kreditwünsche der Industrie im Bielefelder Süden und der Nachbargemeinde Schloß Holte-Stukenbrock entwickelt. Tendenz steigend. Um so erfolgreicher könnte die gemeinsame künftige Präsenz am Markt ausfallen, versichern Schröer und Eikel: Erste Kooperationen in ausgewählten Geschäftsfeldern sprechen dafür.
Dass vor der Fusion noch ein großes Stück Arbeit liegt, wissen alle sechs Vorstandsmitglieder. Allerdings: Die jetzt handelnden Personen wollen keine Absichtserklärung, sondern die praktische Umsetzung. Weshalb man sich auch sicher ist, am Ende die erforderlichen 75 Prozent Ja-Stimmen der insgesamt 39 000 Vertreter zu bekommen. Beide Häuser stehen in soliden wirtschaftlichen Verhältnissen, schreiben die Bielefelder in ihrem Vertreterbrief. Und der Teutoburger Wald als topographische Trennung des Oberzentrums soll in Sachen Volksbank nicht länger der Einheit im Wege stehen.
Durch die Allianz beider Häuser sollen Prozesse und Abläufe optimiert und die Produktivität erhöht werden. Allerdings ist weder an Personalabbau noch an Abstriche bei den 26 Filialen gedacht. Damit sei man, wie Peter Schröer unterstreicht, im Verhältnis zur Kundenzahl überdurchschnittlich gut vertreten. Gedacht ist allerdings an neue Personalstrategien. Was durch Synergien im »Back-Office«, den internen Verwaltungsstrukturen eingespart werden kann, möchte Reinhard Eikel in der Verstärkung des erfolgreichen Firmenkundengeschäfts sehen. Das Konzept des Südens dürfte auch in Bielefeld stechen, so Eikel.
Mit zusammen 1,14 Milliarden Euro Bilanzsumme macht eine gemeinsame Volksbank für Bielefeld, Brackwede und Schloß Holte-Stukenbrock einen deutlichen Sprung im Ranking. Allerdings erreicht die neue Volksbank gleichwohl erst ein Fünftel des Platzhirschen Sparkasse Bielefeld.
Die Volksbank Bielefeld mit dem Vorstand aus Klaus-Peter Schröer (60), Hans Otting (58) und Michael Kittel (45) hat ihre Zentrale am Kesselbrink. Die Brackweder residieren an der Hauptstraße mit dem Vorstand Reinhard Eikel (51), Peter Zurheide (54) und Ulrich Windmann (55). Nach deren erfolgreichem Gesprächseinstieg sollen noch 2007 Fachgruppen in den Einzelressorts folgen. Und am Ende auch die Fragen klären, wo die neue Volksbank ihren Hauptsitz haben wird und - welchen Namen das Kind bekommt. Den Namen »Volksbank Bielefeld«, wissen Eingeweihte, lassen die Brackweder jedenfalls nicht gelten.

Artikel vom 25.04.2007