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Organspende

Unentschlossen gilt nicht


Schweigen bedeutet Zustimmung zur Organspende: Diese vom Ethikrat in tief gehenden Debatten erarbeitete Maßgabe für die künftige Praxis ist rigoros - und richtig.
Wer schon lange einen Organspenderausweis bei sich trägt, wird den sanften Druck auf die Unentschlossenen - und oft desinteressierten - Mitbürger begrüßen.
Wer sich den jahrelangen und vergeblichen Aufrufen von Medizinern, Kranken und Sozialengagierten zu größerer Spendebereitschaft verweigerte, ist nunmehr zum Handeln gezwungen. Das ist eine Anmaßung der Allgemeinheit gegenüber dem Einzelnen - aber eine zulässige. Denn wenn es ernst wird, bekommt jeder in Deutschland eine neue Niere oder ein anderes Transplantat, ganz gleich ob er Spender oder Verweigerer sein will. Auch das muss so sein.
Im Übrigen: Wer etwa religiöse Gründe sieht, noch gesunde Organe nach seinem Tod anderen zu verweigern, wird auch künftig respektiert, nicht nach seinen Motiven befragt und keinesfalls drangsaliert. Im Gegenteil: Selbst dem Patienten mit dem noch zu entwerfenden Ausweis »Ich bin kein Organspender« wird geholfen werden.
Kurzum: Die Empfehlung des Ethikrates ist an Eindeutigkeit und Richtigkeit nicht mehr zu übertreffen. Ihren Mitgliedern gilt Respekt. Jetzt muss nur noch der Gesetzgeber den Vorschlag mutig umsetzen, in Paragraphen fassen und öffentlich ohne Angst vor Widerspruch vertreten.
Reinhard Brockmann

Artikel vom 25.04.2007