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Lokomotive der Sprinter

Ex-Lamonta Sieberg fährt für Petacchi und Zabel

Von Hans Peter Tipp
Rheda-Wiedenbrück (WB). Drei, zwei, eins - seins: Frei nach diesem Motto hat sich der 24-jährige Marcel Sieberg Schritt für Schritt und Tritt für Tritt aus der dritten in die erste Radsport-Klasse gesteigert.

Nach der Lehrzeit bei Lamonta in Rheda-Wiedenbrück, wohin er heute bei der dritten Etappe der Niedersachsen-Rundfahrt zurückkehrt und seinem Gesellenjahr beim Team Wiesenhof, dient diese erste Saison in den himmelblauen Milram-Farben der Vorbereitung auf die Meisterprüfung. Die steht voraussichtlich im zweiten Vertragsjahr an, wenn Sieberg auch mal selbst auf Sieg fahren darf.
Mit zweiten Plätzen bei der Katar-Rundfahrt und bei Brüssel-Kuurne-Brüssel hat er sich die ersten Meriten bereits verdient. Diese überraschenden Erfolge erleichterten auch die Eingewöhnung in der neuen Umgebung, in der »alles doch eine Nummer größer, schneller und härter« (Sieberg) ist. Die Promis im Team haben den Neuen anstandslos aufgenommen: »Erst hatte ich ein bisschen Respekt, aber dann ging das alles ganz schnell mit dem Kennenlernen«, erinnert sich der Dortmunder an die ersten Wochen.
Auf den niedersächsischen und ostwestfälischen Rundfahrtstraßen sind Siebergs schnelle Beine in dieser Woche gefragt, wenn es darum geht, Ausreißer zu stellen, oder aber, wenn es darum geht, im »Milram-Zug«, wie die Teamformation in der entscheidenden Rennphase genannt wird, für die Siegfahrer Alessandro Petacchi und Erik Zabel Dampf zu machen.
Ob er als Lokomotive bei der Zielanfahrt oder doch als Aufpasser auf den Kilometern davor benötigt wird, ist eine Frage der Renntaktik. Sieberg, einer der jungen deutschen Radsport-Aufsteiger, kann beides. »In welcher Rolle ich heute eingesetzt werde, weiß ich noch gar nicht«, sagt der rotblonde Fahrer aus Dortmund, der sich berechtigte Hoffnungen macht, für die Tour de France nominiert zu werden.
Auch für Sieberg hat die Niedersachsen-Rundfahrt, das erste Rennen der Saison auf deutschem Boden, eine besondere Bedeutung: »Zum einen, weil ich mich gern an meine Lamonta-Zeit erinnere und deshalb gern nach Rheda-Wiedenbrück zurückkehre. Zum anderen aber auch, weil es nicht weit nach Dortmund ist und meine Eltern und ein paar Freunde an der Strecke sein werden.«
Mit dieser Unterstützung würde er sich gern für höhere Aufgaben empfehlen. Sieberg jedenfalls ist bis in die Haarspitzen motiviert -Ê wie das gesamte Milram-Team, das im vergangenen Jahr dank der überragenden Fähigkeiten Petacchis gleich alle Etappen dieser Heim-Rundfahrt gewann. »Das wird schwer zu toppen sein«, meint Sieberg deshalb lächelnd. Der Auftakt lief mit Petacchis Siegen bei den ersten Etappen nach Maß: Der Milram-Zug radelt schon wieder unter Volldampf.

Artikel vom 27.04.2007