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Elf Experten helfen
Senioren im Verkehr

Gruppen können jetzt Sicherheitstrainer anfordern

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). »Wir haben das große Los gezogen!« Kriminaloberkommissar Horst Lehmann ist hocherfreut über die Talente jener elf Bürger, die künftig Senioren beibringen, wie sie sich im Verkehr richtig verhalten.

Eine helle Jacke ist schon mal ein Anfang. Aber auch die sieht der Autofahrer oft erst auf 24 Meter Entfernung. Fährt er Tempo 50, und legt man als Faustregel den Anhalteweg mit »halber Tacho« - also mit 25 Metern - fest, dann fehlt eben der entscheidende Meter. Also: Kontrastreiche Kleidung hat Vorfahrt.
In zwei arbeitsintensiven Kursen haben Lehmann und Hauptkommissarin Christine Schmitt elf Bürger geschult, die jetzt ehrenamtlich als Verkehrssicherheitstrainer unterwegs sein werden. Ab sofort können alle Seniorengruppen, Kegelclubs, Kirchengemeinden, Kleingärtner und sonstige Gruppen die Unterweisung durch einen der Experten buchen.
Unter der Telefonnummer 05 21 / 51-86 21 meldet sich Kirsten Steinkötter vom Amt für Verkehr, die den Kontakt vermittelt (E-mail: strassenverkehrsbehoerde@bielefeld.de). So eine Unterweisung, die Leben retten kann, dauert etwa eine Stunde und kostet pro Gruppe zehn Euro. Der Termin wird tageszeitlich individuell festgelegt.
Eine Zahl aus dem Jahr 2006: »In mehr als der Hälfte aller schweren Unfälle mit Senioren hat der Fahrer den Passanten zu spät gesehen«, berichtet POK Lehmann. »Und bis Februar 2007 gab es schon wieder vier schwerverletzte Senioren.« Grund genug für die Polizei, in Zusammenarbeit mit der Stadt und der Freiwilligenakademie OWL, in den Räumen der AWO an der Detmolder Straße ein Verkehrssicherheitstraining anzubieten. Lehmann ist der festen Überzeugung, dass jetzt die Zahl der Unfälle sinkt.
Dazu aber müssen sich die Senioren auch melden. Und zwar spätestens im Sommer, denn wenn die Tage wieder dunkler werden, kann es schon zu spät sein.
Fast alle im Elferteam haben Erfahrung im Umgang mit Gruppen, vielfach aus der Arbeit mit Schulkindern. »Ich wollte etwas Sinnvolles tun«, sagt Harald Müller, früher Diakon und bei der Feuerwehr aktiv. »Wenn Altersgenossen ihnen etwas mitzuteilen haben, hören Senioren eher hin«, hat der ehemalige Architekt Horst Kramp - mit 79 Jahren der Älteste der engagierten Verkehrssicherheitstrainer - herausgefunden. Und Anke Sprotte, mit 38 Jahren die Jüngste im Team, hofft darauf, dass Menschen jenseits der 60 den Jugendlichen ein Vorbild sind.
Kein Ranzen ohne Blinki: Auf die Jugend hat sich die Industrie längst eingestellt. Wenige aber wissen, dass es auch für ältere Menschen sinnvolle Applikationen gibt, die signalisieren: Achtung, Fußgänger! Es gibt sie in Kaufhäusern, Fahrradläden, Sportartikelgeschäften und Baumärkten.
Lehmann zeigt eine winzige Lampe, unglaublich hell blinkend, leicht am Gehstock, am Rollator oder an einem Mantelknopf zu befestigen. Kosten: fünf Euro. Oder Klackbänder: ein Schlag mit dem reflektierenden Plastikband auf den Arm und es rollt sich zusammen. Leicht zu entfernen, handlich, passt in jede Handtasche. Kosten: zwei Euro.
Abschließend zitiert Lehmann den Ex-Rallyefahrer Walter Röhrl: »Haben Sie lieber mal ein bisschen Angst!« Denn was nützt der beste Reflektor, wenn der Passant im Straßenverkehr nicht aufpasst . . .

Artikel vom 26.04.2007