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Fusionsfieber bei Volksbanken

Paderborn/Höxter und Detmold sowie Bielefeld und Brackwede zusammen

Von Michael Diekmann
und Rüdiger Kache
Paderborn/Bielefeld (WB). Vier Volksbanken in Ostwestfalen-Lippe haben gestern Fusionen bekannt gegeben: Die Volksbank Paderborn-Höxter geht mit der Volksbank Detmold zusammen und die Volksbank Brackwede fusioniert mit der Volksbank Bielefeld. In beiden Fällen soll es keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Die Ehe zwischen Paderborn-Höxter und Detmold, so die beiden Vorstandssprecher Dr. Ulrich Bittihn und Günter Vogt, sei als strategische Antwort auf die Entwicklung der Rahmenbedingungen in der Region zu sehen und auch als Antwort auf die zunehmende und erdrückende Dominanz des Bankenstandortes Bielefeld mit Ausrichtung auf Ostwestfalen-Lippe. Die Volksbank Paderborn-Höxter erfülle mit ihrer Betriebsgröße alle Voraussetzungen für eine dezentral geführte Regionalbank, die sowohl in der breiten Fläche präsent sei, als auch Spezialwissen in verschiedensten Kompetenz-Centern vorhalte.
Die Bilanzsumme der neuen Bank (die Fusion soll rückwirkend zum 1. Januar wirksam sein) beträgt 3,47 Milliarden Euro, die Kundeneinlagen belaufen sich auf 2,65 und die Kredite auf 2,26 Milliarden Euro. Zusammen zählt die bundesweit sechstgrößte Genossenschaftsbank 107 000 Mitglieder, es werden 639 Vollzeitkräfte beschäftigt und 67 Filialen unterhalten. Der Anteil der Detmolder bleibt bescheiden: Sie bringen zehn Filialen, 120 Mitarbeiter und 22 000 Mitglieder in die Ehe bei einer Bilanzsumme von einer halben Milliarde Euro.
Weder an der Mitarbeiterzahl, der Struktur noch an der Präsenz in der Fläche werde sich etwas ändern, versprachen Bittihn und Vogt. Im Idealfall würden die Kunden in Lippe also kaum merken, dass sich etwas geändert habe.
Unterm Strich sieht Bittihn in der Strategie der marktführenden Volksbank in OWL auch langfristig eine Sicherung des Standortes Paderborn. Weitere Fusionsgespräche mit den noch verbliebenen durchweg viel kleineren zwölf selbstständigen Volksbanken in den drei Kreisen werden nicht ausgeschlossen.
Auch die Volksbanken Bielefeld und Brackwede rücken zusammen. Die Aufsichtsräte beider Institute haben die Vorstände beauftragt, Gespräche mit dem Ziel einer Fusion im Jahr 2008 zu führen. Nach einer Phase erfolgreicher Zusammenarbeit in ausgewählten Geschäftsfeldern soll jetzt über eine Verschmelzung der beiden Kreditgenossenschaften gesprochen werden. Die beiden Vorstände bezeichneten den vom Markt vielfach als überfällig erwarteten Schritt als wesentliche Stärkung der Schlagkraft am umkämpften Bankplatz in Bielefeld. Gleichzeitig kommen die beiden Banken einem bereits in den 1970er-Jahren vorgelegten Strategiepapier ihres Verbandes nach, wonach in jedem Markt nur eine Volksbank tätig sein soll.
Den Vorstand der Volksbank Bielefeld, mit 147 Jahren Westfalens ältestes Genossenshaftsinstitut, bilden Vorstandssprecher Klaus-Peter Schröer (60), Hans Otting (58) und Michael Kittel (45). Zum Vorstand der Volksbank Brackwede (98 Jahre alt) gehören neben dem Vorsitzenden Reinhard Eikel (51) Peter Zurheide (54) und Ulrich Windmann (55).
Bielefeld und Brackwede kämen gemeinsam auf eine Bilanzsumme von 1,14 Milliarden Euro, 340 Mitarbeiter und 26 Geschäftsstellen. Getragen wird das neue Institut von 39 000 genossenschaftlichen Anteilseignern. Das Marktgebiet umfasst die Stadt Bielefeld und die Nachbargemeinde Schloß Holte-Stukenbrock.
Den Reiz sehen beide Vorstände in den Synergien aus zwei sehr unterschiedlich aufgestellten Banken. Die Volksbank Brackwede gilt als stark und erfolgreich im Bereich der größeren Industriekundschaft, die Bielefelder gelten als bodenständig mittelständisch geprägt und als Bank des klassischen Handwerks. Eikel: »Die Fusion bringt für den Wirtschaftsraum Bielefeld/Schloß Holte eine spürbare Dynamisierung.« Zu-stimmen müssen noch 75 Prozent der eingetragenen Mitglieder.

Artikel vom 25.04.2007