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Fliegender »Kran«
mit 750 Pferdestärken

Bielefelder Firma bietet Huschrauber-Montageflüge an

Von Hendrik Uffmann
Bielefeld (WB). In leuchtendem Orange strahlte ein 6,6 Kilometer langer Laserstrahl während der Hannover-Messe über die Niedersächsische Hauptstadt. Dafür mussten zwei leistungsstarke Laser auf Hochhausdächern montiert werden. Ein Auftrag, den das Bielefelder Unternehmen EMR Service & More erledigte - per Helikopter.

»Wichtig ist, die Schlaufen so zu halten, dass die Hände nicht eingeklemmt werden«, erklärt Manfred Baeslack. Er ist einer der Piloten, die den Flug übernehmen werden. Es ist später Vormittag auf dem Hubschrauberlandeplatz des Messegeländes in Hannover. Um ihn herum stehen die Männer von der Bodenmannschaft, die die Fracht in das Lastgeschirr des Hubschraubers einhängen werden, und hören konzentriert zu, während Baeslack - die Gurte in der Hand - die Abläufe genau schildert.
Denn Präzision ist das oberste Gebot bei Montageflügen per Helikopter. Und obwohl sie für Manfred Baeslack und den zweiten Piloten Volker Neumann zum Alltag gehören, sind sie alles andere als Routine. Denn jeder Einsatz hat seine Besonderheiten.
In diesem Fall kennt das Team die Gegebenheiten. Zu Beginn der Hannover-Messe haben sie die etwa 500 Kilogramm schweren Laseranlagen montiert, jetzt geht es darum, sie wieder unbeschadet von den Dächern zu holen. Beide Hochhäuser - das Verwaltungsgebäude der Messe und das Congress-Hotel Hannover liegen 6,6 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt.
»Gerade, weil es sich um zwei Standorte handelt, ist die Montage mit dem Hubschrauber einfacher und kostengünstiger«, erklärt Peter Reininghaus. Der Geschäftsführer der EMR Service & More GbR mit Sitz an der Blomestraße in Bielefeld hat den Helikopter-Transport im Auftrag des Event-Veranstalters Vok Dams Gruppe organisiert. Auftraggeber für die bislang weltweit einmaligen Laser-Installation ist die Deutsche Messe, gesponsert wurde sie vom Energieversorger EnBW.
Denn an jedem der Hochhäuser hätte sonst ein Kran aufgebaut werden müssen - ein immenser Zeit- und Kostenaufwand, und so fiel die Wahl auf den Hubschrauber. Manfred Baeslack und Volker Neumann fliegen bereits seit mehr als 30 Jahren Helikopter. Eine Montage dieser Art ist dennoch eine Herausforderung. »Es gibt immer wieder unbekannte Faktoren wie Windscherungen und Anbauten an den Gebäuden«, erzählt Neumann, während er die Maschine von Typ AS 350 Eurocopter BA 2 in gut 300 Metern Höhe vom Flugplatz Damme nach Hannover steuert. In Damme hat die Firma FJS Helikopter-Lufttransporte ihren Sitz, bei der EMR die Hubschrauber chartert. Zwischendurch meldet er per Funk beim Kontrollturm des Flughafens Hannover den Flug durch die Kontrollzone an; die Genehmigungen für den eigentlichen Transportflug liegen schon seit Tagen vor.
Nach der Landung und der Einsatzbesprechung am Heliport der Hannovermesse wird es dann ernst. Die Bodencrew macht sich per Auto auf den Weg zu den Hochhäusern, Manfred Baeslack und Volker Neumann überprüfen die Aufhängung unter dem Eurocopter, an der später die Last eingeklinkt wird.
Der eigentliche Transport läuft reibungslos. Mit viel Fingerspitzengefühl lässt Neumann die Maschine nur wenige Meter über dem Dach des Congress-Hotels schweben, während Baeslack sich - im Gurtzeug gesichert - aus der hinteren Tür des Helikopters lehnt, um ihn direkt über die Last zu dirigieren. Während der Luftstrom der Rotorblätter um sie peitscht und der Lärm kaum eine Verständigung möglich macht, klinken die Mitarbeiter am Boden die Traggurte ein. Minuten später setzt Volker Neumann den in einer Holzkiste verpackten Laser und das Gestell, auf dem er montiert war, auf einem abgesperrten Parkplatz neben dem Hotel ab.
Kurz darauf meistern die Spezialisten die gleiche Aufgabe auf dem Verwaltungsgebäude der Messe. »Allein den Kran auf- und abzubauen hätte an jedem Gebäude zwölf Stunden gedauert«, sagt EMR-Geschäftsführer Reininghaus über den Vorteil der Montage per Hubschrauber.
Für Manfred Baeslack und Volker Neumann geht ein normaler Arbeitstag zu Ende, als der Eurocopter nach dem 40-minütigen Flug zurück nach Damme zu Ende geht - bei strahlendem Sonnenschein über leuchtend gelbe Rapsfelder. Und für Neumann, stellt er bei dem Eintrag in sein Flugbuch fest, war es ganz nebenbei ein kleines Jubiläum: Er hat so eben seine 6000. Flugstunde im Helikopter absolviert.

Artikel vom 27.04.2007