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Frau »vergaß«
ihren Sohn (3)
nachts im Taxi

27-Jährige wollte in die Diskothek

Von Burgit Hörttrich
und Gerhard Hülsegge (Foto)
Bielefeld (WB). Eine 27-jährige Bielefelderin »vergaß« in der Nacht zu Sonntag ihren dreijährigen Sohn in einem Taxi, weil sie in die Disco wollte.

Zeynel Beytas (37) fährt seit zehn Jahren als Selbstständiger für die Bielefelder Taxizentrale (Bieta), glaubte, längst alles erlebt zu haben. Als er am frühen Sonntagmorgen aber zum Babysitter wider Willen für ein Kleinkind wurde, war das auch für ihn eine Premiere.
Beytas hatte nachts eine Fahrt nach Sennestadt. Als er sich vor der Rückfahrt an einer Tankstelle an der Paderborner Straße eine Flasche Wasser kaufte, erreichte ihn über die Bieta-Zentrale ein Ruf zu einer Adresse im Stadtteil Senne. Dort wartete vor einem Haus eine junge Frau mit einem Jungen auf ihn. Zeynel Beytas, selbst Vater eines Kindes (13), erinnert sich: »Die Frau wollte zunächst zu einer Tankstelle an den Südring gebracht werden, dann doch lieber Richtung Innenstadt fahren und schließlich gab sie als Ziel die Diskothek 'Sam's' an.« Als er mit seinen Fahrgästen dort angekommen sei, habe die Frau gesagt, sie müsse »kurz mal« in die Disco, sei spätestens in 30 Minuten wieder zurück. Der Taxifahrer: »Ich war total verblüfft, vor allem, weil sie mir das Fahrgeld erst später geben wollte. Sie sagte: 'Sie haben ja das Kind da'.« Das sei gegen 5.30 Uhr gewesen und Zeynel Beytas räumt ein, er sei gegen 6 Uhr »schon ein bisschen unruhig geworden«. Der kleine Junge auf der Rückbank habe zudem nicht geschlafen, sondern wollte unterhalten werden. Beytas: »Wir haben zusammen gesungen und gespielt.« Er habe das Kind dann kurz im Wagen eingeschlossen, sei zur Diskothek gelaufen und habe die Mutter gesucht - vergeblich. Dann habe er auch Empfehlung der Taxizentrale die Polizei verständigt.
Den Beamten habe er dann noch für deren Streifenwagen seinen Kindersitz geliehen, so Beytas. Nachdem auch die Beamten vergeblich nach der Mutter in der Diskothek »fahndeten« hätten sie, so Polizeisprecher Martin Schultz, über den Bereitschaftsdienst des Jugendamtes die Großmutter des Dreijährigen ermittelt. Die habe den Jungen in Obhut genommen. Inzwischen hat sich die Frau auch bei Taxichauffeur Beytas gemeldet: Sie will ihm seine Rechnung zahlen - 30 Euro Fahrtkosten, weitere 40 für die Wartezeit. Zeynel Beytas: »Vier bis fünf Fahrten sind mir sicher entgangen - die Nacht zum Sonntag ist eine umsatzstarke Zeit.«
Die Großmutter des Dreijährigen habe ihm immerhin erzählt: »Meine Schwiegertochter ist wieder zu Hause.«
Polizeisprecher Martin Schultz über die Konsequenzen: »Es gibt einen Einsatzbericht und das Jugendamt ist verständigt.«

Artikel vom 24.04.2007