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Verteidiger verdächtigt Sohn

Mordversuch an 88-Jähriger: Enkelin schweigt weiter

Von Christian Althoff
Detmold (WB). Der Prozess um Dunja F. (25) aus Detmold, die einen Mordanschlag auf ihre Großmutter Lina F. (88) verübt haben soll, verzögert sich. Der Verteidiger beschuldigt jetzt den Sohn der alten Dame des Mordversuchs.

Die arbeitslose Modeverkäuferin hatte 7100 Euro vom Konto ihrer Oma gestohlen, die dahintergekommen war. Zwölf Stunden, bevor eine Aussprache der beiden stattfinden sollte, hatte am 23. November das Schlafzimmer der schlafenden Rentnerin in Flammen gestanden. Lina F. war schwerverletzt entkommen und ist heute ein Pflegefall.
Strafverteidiger Dr. Detlev Binder beschuldigte gestern Wolfgang F. (59) der Brandstiftung. Er ist der Sohn der schwerverletzten Seniorin und lebt in einer Doppelhaushälfte in der Wohnung unter seiner Mutter. Binder: »Dieser Mann hatte ein finanzielles Interesse am Tod der alten Frau. Sie hätte ihr Wohnrecht in dem Haus verloren und ihrem Sohn Geld hinterlassen!« Dieses Geld benötige der Sohn, weil sein Gardinengeschäft in Lemgo schlecht laufe, behauptete Binder. Er beantragte, die Finanzen des 59-Jährigen zu durchleuchten. Das Gericht hat darüber noch nicht entschieden.
Am Rande des Prozesses nannte Wolfgang F., der Onkel der Angeklagten, den Antrag des Verteidigers »unerhört«: »Meine Frau und ich haben 2006 ein Haus verkauft und 141 000 Euro erlöst. Die haben wir fest angelegt, was wir ja wohl nicht getan hätten, wenn wir in Geldschwierigkeiten wären!« Sein Gardinengeschäft feiere in diesem Jahr 25-jähriges Bestehen, »und das lassen wir uns nicht vermiesen!«
Dunja F., einziges Kind einer Drogerieverkäuferin und eines Rentners, schweigt weiterhin. Die 25-Jährige bestreitet den versuchten Mord an ihrer Großmutter, unternimmt aber selbst nichts zu ihrer Verteidigung. Sie schluchzt während der Verhandlungstage stundenlang vor sich hin und blickt die gesamte Zeit zu Boden.
Der Prozess wird am 7. Mai fortgesetzt.

Artikel vom 24.04.2007