Von Burgit Hörttrich Bielefeld (WB). Die fünfte Pauschaltour durch Bielefelds freie Theaterszene steht an: Ohne Gepäck und ohne Proviant, aber mit »gültigem Fahrausweis« können sich die Teilnehmer am 23. Juni auf die »Nachtreise« begeben. Festes Schuhwerk und (eventuell) regensichere Kleidung müssen mitgebracht werden.
Acht Freie Theater, das Kulturamt und die Stiftung der Sparkasse laden zu einer Entdeckungstour ein, die in einem Theaterfest gipfelt. Catharina Schütte und Norbert Diekhake, die die »Nachtreise« seit ihrer Premiere 2003 organisieren, freuen sich, dass sie inzwischen zu einem festen Bestandteil des Bielefelder Kulturlebens geworden ist. Mitreisende können bei einer von drei geführten Touren acht Aufführungs-»Happen«, jeweils rund 20 Minuten lang, genießen oder sich ihr Programm selbst im Rahmen des Offenen Angebotes zusammenstellen. Die »Reiseführer« - Canaille-Bagage, Christine Ruis, Heinz Flottmann, Supabella, Tunnel-Theater - orientieren sich in diesem Jahr buchstäblich an einem roten Faden. Neu: Zum ersten Mal kann das Publikum darüber abstimmen, welche drei der acht Aufführungen die seiner Meinung nach besten sind. Die Sparkasse hat ein gemeinsames Preisgeld in Höhe von 5000 Euro ausgesetzt. Christoph Kaleschke (Sparkasse): »So soll die Arbeit der freien Theater noch einmal extra gewürdigt und unterstützt und sollen die Zuschauer eingebunden werden.« Kulturamtsleiterin Brigitte Brand sieht es als besonders positiv, dass die freien Theater »auch nach fünf Jahren noch in einem Boot« sitzen. Nicht dabei ist in diesem Jahr das Theaterlabor »Tor 6«. Die »Nachtreise« sei eine »schöne Form des Theatermarketing, von dem alle Seiten etwas haben«, findet Brigitte Brand. Norbert Diekhake weist darauf hin, dass freie Theater immer wieder ums Überleben kämpfen müssen. Die »Nachtreise« bringe neue Zuschauer und: »Jedes beteiligte Theater hat an dem Abend ein volles Haus.« Im Rahmen des sechsstündigen Theatermarathons (18 bis 24 Uhr, anschließend wird im Alarmtheater gefeiert) gibt es 32 Einzelvorstellungen, insgesamt sind 850 Karten zu haben. Diekhake: »Die Touren muss man als eine Art Abonnement verstehen - es gilt insgesamt 2500 Plätze zu besetzen.« 80 Prozent der Einnahmen kommen den beteiligten Theatern direkt zu Gute. Das Programm sei eine abwechslungsreiche Mischung aus Eigenproduktionen und anderen Stücken, dazu gibt es auch Kinderstücke, sagt Catharina Schütte. Die geführten Touren beinhalten Fußwege und Fahrten in Bus oder Stadtbahn. Und auch die Wege sind eine Bühne. Brigitte Brand weiß: »Die ÝNachtreiseÜ ist mittlerweile Kult geworden. Schließlich gibt es ja kaum eine unterhaltsamere Möglichkeit, in so viele unterschiedliche Theaterstücke hineinzuschmecken.«
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