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Menschen in
unserer Stadt
Bodo Koch
Busfahrer

Die meisten europäischen Metropolen kennt der Sennestädter Bodo Koch wie seine Westentasche. Gut 250 Mal ist er allein in Prag gewesen - in 14 Jahren als Reisebusfahrer. Mit seinen Erlebnissen könnte der 58-Jährige ganze Bücher füllen, doch bislang fehlte für dieses Vorhaben schlicht die Zeit.
»Als Reisebusfahrer hat man zwei Option: Man kann zur Gruppe dazugehören oder nicht«, sagt Koch, der sich stets für die erste Möglichkeit entschied. Besonders gern denkt er an eine Eishockey-Mannschaft aus Anchorage in Alaska zurück, die er drei Wochen lang quer durch Europa kutschierte. »Ich war bei den Spielen im Stadion, durfte während der Pausen in die Kabine und bin mit den Jungs abends in die Disko gegangen.«
Ein Abenteuer war Kochs erste Begegnung mit dem Pfarrer und DDR-Oppositionellen Rainer Eppelmann. »In den 80er Jahren habe ich eine Gruppe christlicher Jugendlicher aus Bielefeld zu einem von Eppelmann organisierten Treffen mit Gleichaltrigen aus Ostberlin nach Hrensko in die Tschechoslowakei gefahren. Das Treffen fand tief im Wald statt. Keiner durfte etwas mitkriegen.« Den Austausch zwischen Kapitalismus und Sozialismus erlebte Koch erneut intensiv mit - von Wanderungen über Bibelstunden bis zur Schnitzeljagd.
»Das schöne am Beruf des Busfahrers ist, dass man Menschen aller Facetten kennen lernt - von reich bis arm, von glücklich bis traurig.« Entsprechend vielfältig sei er gefordert worden: »Ich war Kumpel, Psychologe, seelischer Mülleimer oder Liebhaber in einer Person.« Trotzdem verließ Koch die Reisebusse 1989 und heuerte bei den Stadtwerken Bielefeld als Busfahrer an. »Ich wollte an Weihnachten, Sylvester und zu Geburtstagen endlich mal zu Hause sein. Außerdem stieg mit den Jahren meine Angst vor einem schweren Verkehrsunfall.«
In seiner Freizeit singt Koch im Männergesangverein (MGV) »Einigkeit« in Sennestadt. Als Kind nahm er bereits an Sängerwettbewerben teil und trat im Bielefelder Star Club mit Größen wie den Lords oder den Rattles auf. »Spezialisiert war ich damals auf ÝOnly the lonelyÜ von Roy Orbison.« Im MGV singt Koch dagegen vorwiegend Volkslieder. Für den Oldie-Fan jedoch kein Problem: »Hauptsache es klingt harmonisch.« Peter Monke

Artikel vom 27.04.2007