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Eine herzliche Dame mit sehr viel Energie

Rosemarie Fendel feiert morgen ihren 80. Geburtstag

Von Cordula Dieckmann
München (dpa). Rosemarie Fendel ist eine Dame. Vornehm wirkt sie mit ihrem sorgfältig frisierten Haar, ihren feinen Gesichtszügen und ihrer aufrechten Haltung. Doch von Eitelkeit fehlt bei ihr jede Spur.
Rosemarie Fendel an der Seite von Wolfgang Kieling in »Im Reservat« (1973).
Bei Alfred Bioleks »alfredissimo!« war Rosemarie Fendel zuletzt 2004 zu Gast. Fotos: dpa

Stattdessen ist sie impulsiv und herzlich und auch sie selbst schätzt sich als eher offenherzig ein, nicht nur im Umgang mit ihrer Tochter Suzanne von Borsody, die selbst äußerst erfolgreiche Schauspielerin ist: »Ich laufe als offenes Buch durch die Welt. Wenn ich Kummer habe, halte ich damit nicht hinter dem Berg.« Bei soviel Energie und Tatkraft verwundert es fast, dass die beliebte Film- und Theaterschauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin morgen bereits 80 Jahre alt wird.
Geboren 1927 in Metternich bei Koblenz, verbrachte Fendel die Kriegsjahre in Böhmen (heute Tschechien), der Heimat ihrer Mutter. 1946 debütierte sie an den Münchner Kammerspielen. Nach einem Engagement in Tübingen rief Gustaf Gründgens sie ans Düsseldorfer Schauspielhaus.
Weitere Stationen waren Theater in Darmstadt, München und Frankfurt am Main. 1963 stand sie erstmals vor der Kamera - für die Krimiserie »Der Kommissar« an der Seite von Erik Ode und später für Filme wie »Im Reservat» (1974) oder »Trotta« (1972), bei dem ihr langjähriger Lebensgefährte Johannes Schaaf Regie geführt hatte. Auch der schwedische Meister-Regisseur Ingmar Bergman war von ihr begeistert und bescheinigte der Deutschen »internationales Format«.
Am Schauspielern liebt Fendel, die in Frankfurt/Main zu Hause ist, vor allem die Möglichkeit, in andere Rollen zu schlüpfen: »Dann muss man nicht immer über sich selber so nachgrübeln. Man grübelt ja immer über die Figuren, die man spielt. Diese Nabelschau, dazu bin ich überhaupt nie gekommen in meinem Leben.« Doch trotz dieser Leidenschaft war ihre Tochter immer das Wichtigste. Nach der Geburt 1957 blieb Fendel sechs Jahre lang der Bühne fern. »Einfach war's nicht, den Beruf an den Nagel zu hängen - ich kam ja von Gründgens und hatte eine Theaterkarriere vor mir. Aber als das Kind auf die Welt kam, war mein Ehrgeiz weg, also litt ich keine Qualen«, erinnert sie sich.
Doch dann wurde ihre Ehe mit Hans von Borsody 1962 geschieden. Plötzlich auf sich gestellt, verdiente Fendel ihr Geld mit Synchronisation und lieh Stars wie Elizabeth Taylor, Jeanne Moreau und Annie Girardot ihre Stimme. Dass der Spagat zwischen Beruf und Familie nicht immer leicht ist, musste dann auch Fendel erfahren. Als ihre Mutter, die bei ihr wohnte, einmal krank war, musste sie ihr Kind während Dreharbeiten für drei Wochen in ein Kinderheim geben.
Doch auch diese schwierigen Zeiten haben beide gut überstanden - wer Mutter und Tochter heute beobachtet, spürt die Herzlichkeit und Innigkeit zwischen ihnen. Mehrere Filme haben sie gemeinsam gedreht, etwa »Das zweite Leben«, der morgen um 20.15 Uhr pünktlich zu Rosemarie Fendels Ehrentag in der ARD ausgestrahlt wird und in dem sie Mutter und Tochter spielen. Und manchmal verbinden sich dann Fiktion und Realität, etwa wenn Fendel einen Satz aus diesem Film zitiert und der Tochter dabei einen Kuss auf die Wange drückt: »Du bist das Beste, was mir in meinem Leben je passiert ist.«

Artikel vom 24.04.2007