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Neue Fans für Puffer,
Kartoffelsalat und Co.

Bielefelderin gab Kochkurs bei OWL-Tagen in Japan


Von Burgit Hörttrich
Bielefeld (WB). Katsuko Ono hatte nach zwei Tagen viel gelernt:». . .vor allem, was man aus Kartoffeln machen kann!« Die Japanerin war eine von insgesamt 50 Teilnehmern eines »deutschen« Kochkurses in der 500 000-Einwohner-Stadt Utsunomiya nördlich von Tokio, mit der Bielefeld eine Städtefreundschaft pflegt. Lehrmeisterin am Herd war Gesa Neuert aus Bielefeld, Vizepräsidentin des Verbandes der Deutsch-Japanischen Gesellschaften.
Gesa Neuert hatte, unterstützt von der Japanisch-Deutschen Gesellschaft und deren Präsidenten Prof. Takashi Hashimoto, OWL-Tage in Utsunomiya organisiert. Firmen aus der Region - von Miele bis Melitta, von Reinhart über Storck bis zur Herforder Brauerei, der Bielefeld Marketing GmbH und der OWL Marketing GmbH - nutzten die Gelegenheit, die Region und ihre Produkte zu präsentieren. Die OWL-Tage dienten nicht zuletzt dazu, für eine Reise im April 2008 zu werben, die Japaner nach Ostwestfalen-Lippe bringen soll. Schwerpunkt dann: bei den Gästen aus Fernost für die Bäderlandschaft zu werben.
Auftakt der OWL-Tage in Utsunomiya war eine Einladung ins Rathaus. Gesa Neuert überbrachte Bürgermeister Eiichi Sato ein Schreiben von Bielefelds Oberbürgermeister Eberhard David. Sato erklärte, Deutschland sei sein Lieblingsland. Der Bürgermeister und seine Familie hatten bei einem Konzert-Besuch des Bielefelder Kinderchores 2005 auch eine der jungen Sängerinnen für die Dauer des Aufenthaltes bei sich zu Hause aufgenommen. Gesa Neuert hatte einen Teil der nötigen Lebensmittel per Post vorgeschickt, Anderes im Reisegepäck mitgenommen. Fleisch, Obst und Gemüse aber mussten direkt in Utsunomiya eingekauft werden. Während es vergleichsweise problemlos war, Rindfleisch für Rouladen zu erwerben oder Erdbeeren für eine Torte, mussten Kartoffeln, in Japan eine Rarität, in Dreierbeuteln gekauft werden. Gesa Neuert bereitete mit ihren japanischen Koch-»Azubis« am ersten Tag Rouladen mit Rotkohl und Salzkartoffeln zu, am zweiten Tag standen Kartoffelsalat mit Heißwürstchen, Kartoffelpuffer, Kartoffelbrei und Salat auf dem Speiseplan. Zum Nachtisch gab es Erdbeertorte und diverse Puddingsorten, als Häppchen zubereitet wurde Schwarzbrot mit Käse bzw. Dauerwurst.
Während japanische Hausfrauen Kartoffeln nicht schälen, sondern sie nur gründlich reinigen, um dann (wenn überhaupt) einige zu dämpfen und als eine Beilage zu reichen, mussten sie zunächst lernen, die Erdäpfel von der Schale zu befreien. Puffer, Kartoffelsalat und Pudding führten schließlich die Liste der beliebtesten Gerichte an, während Schwarzbrot und Rotkohl den Japanern - und deren Ehemännern, die ebenfalls mitgekommen waren - nicht besonders schmeckten.
Eiji Ono, Vorstandsmitglied der Japanisch-Deutschen Gesellschaft in der Präfektur Tochigi und Konditormeister, zeigte, wie man eine »deutsche« Erdbeertorte zubereitet. Gelernt hat Eiji Ono das bei den Bielefelder Konditormeistern Günther und Jörg Kraume; Ono war mehrfach in Bielefeld zu Gast. Zudem zeigte er den Teilnehmern, wie Pfannkuchen gemacht werden.
Höhepunkt an beiden Tagen: das gemeinsame Essen.
Gesa Neuert erließ dafür ein strenges Stäbchenverbot, konnte sich damit aber nicht hundertprozentig durchsetzen. Ungewohnt für Japaner: dass die Gerichte nacheinander auf den Tisch kommen, zwischendurch abgeräumt wird. Deshalb war es letztendlich auch keine vollkommen deutsche Tafel, die eingedeckt wurde.
Der Erdbeerkuchen, der übrig blieb, fand umgehend dankbare Abnehmer: Teilnehmer brachten ihn zur Utsunomiya High School, wo der Schulchor probte. Zwei der jungen Sängerinnen, Yuka Miyazaki und Hitomi Yumoto, waren zum Kochkurs gekommen und bereits dort verwöhnt worden.
Der wettbewerbserprobte Chor war im Frühjahr 2006 in Bielefeld und gab gemeinsam mit dem Bielefelder Kinderchor ein Konzert in der Neustädter Marienkirche.
Utsunomiyas Bürgermeister Eiichi Sato gab Gesa Neuert zum Abschied noch eine ganz besondere Einladung mit auf den Weg: an seinen Bielefelder Amtskollegen, Oberbürgermeister Eberhard David.

Artikel vom 24.04.2007