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Kohlendioxid kann
man nicht herausfiltern

Nur wenige echte »Saubermänner« im Straßenverkehr

»Und wie viel Kohlendioxid stößt Ihr Auto auf 100 Kilometer aus?« Die Frage bringt derzeit manch einen Autobesitzer ins Grübeln. Das Mercedes Sportcoupé vom Nachbarn ist ein Diesel (C220 CDI mit 150 PS), gut ein Jahr alt und hat natürlich einen Rußpartikelfilter. Ein »Saubermann«, sollte man meinen. Doch gilt das auch für die Kohlendioxid-Emission?

Für Neuwagen bringt ein Blick auf die Homepage des Herstellers oder in den »Leitfaden zu Kraftstoffverbrauch und CO2-Emission aller neuen Personenkraftwagenmodelle, die in Deutschland zum Verkauf angeboten werden« der DAT (Deutsche Automobil Treuhand GmbH) Klarheit - sie ist unter »www.dat.de« zu finden.
Das Sportcoupé verbraucht 6,6 bis 7,0 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Daraus ergeben sich Kohlendioxid-Emissionen von 174 bis 185 Gramm pro Kilometer (g/km). Das heißt: Auch der vergleichsweise neue, sparsame und mit Rußpartikelfilter vermeintlich »saubere Diesel«, erfüllt die von der Europäischen Union bis zum Jahr 2012 geforderte Kohlendioxid-Emissions-Beschränkung auf 130 g/km nicht.
Das Tückische am Kohlendioxid ist, dass es ein natürliches, in der Erdatmosphäre vorhandenes Gas ist, das bei Verbrennungsprozessen entsteht, aber durch Pflanzen wieder gebunden wird. Und da man Kohlendioxid-Emission nicht herausfiltern kann, sind sie bei Fahrzeugen nur zu reduzieren, in dem man den Spritverbrauch senkt. Für den anvisierten EU-Grenzwert bedeutet das: Der Verbrauch der Fahrzeuge dürfte bei maximal 4,5 Liter Diesel beziehungsweise 5,0 Liter Benzin pro 100 Kilometer liegen.
Die Faustregel bei der Kohlendioxid-Emission lautet also: Je weniger Sprit das Fahrzeug verbraucht, umso niedriger ist der Kohlendioxid-Emissionswert. Doch die Spritsparer unter den Neuwagen zählten bislang nicht gerade zu den »Bestsellern«. Bis auf eine Ausnahme: den Polo Blue Motion von Volkswagen. Ausgestattet mit einem 80 PS starken TDI-Motor, verbraucht er im Durchschnitt lediglich 3,9 l Diesel auf 100 Kilometer - einen halben Liter weniger als der »normale« TDI-Motor. Um die enorme Kundennachfrage nach dem Polo Blue Motion zu befriedigen, wurde die Produktion kurzerhand verdreifacht.
Inzwischen haben die Wolfsburger den zweiten umweltfreundlichen Sparfuchs in ihrer Modellpalette präsentiert. Auf dem Automobilsalon in Genf feierte Volkswagen die Premiere des Passats Blue Motion, der trotz 105 PS im Durchschnitt nur 5,1 Liter Diesel auf 100 Kilometer verbraucht und 136 g/km Kohlendioxid emittiert. »Damit liegt der Passat unter der Selbstverpflichtung der Autohersteller, die bis 2008 einen Wert von 140 g/km vorsieht«, sagt Dr. Michael Kern, Mitglied des Markenvorstands Volkswagen, verantwortlich für Vertrieb und Marketing. Er betont selbstbewusst: »Mit diesem Wert setzen wir im zulassungsstarken Marktsegment der Mittelklasselimousinen einen echten Maßstab.«
Die sparsamen Verbrauchs- und Abgaswerte erreicht Volkswagen beim Passat (wie bereits beim Polo) durch »Fein-Tuning« im Motormanagement und an der Karosserie. Durch eine längere Getriebeübersetzung vom dritten Gang an arbeitet der Motor öfter und länger im optimalen Bereich. Das drückt den Dieselverbrauch - ebenso wie der Feinschliff an der Unterbodenverkleidung, die komplett auf Aerodynamik getrimmt wurde. Weiteres Einsparpotential machte VW bei den Reifen aus und verordnete dem Passat Blue Motion besonders rollwiderstandsarme 16-Zoll-Reifen.
Wie effektiv die Maßnahmen in der Summe sind, werden Passat-Blue-Motion-Fahrer direkt an den Betriebskosten ihres Fahrzeugs merken. »Bei 15 000 Kilometern Fahrleistung pro Jahr muss der Fahrer nur noch elf Tankenstopps im Jahr einlegen und kommt beim aktuellen Dieselpreis auf gerade mal 68 Euro Kraftstoffkosten im Monat«, rechnet Michael Kern vor. Gegen einen Aufpreis von rund 500 Euro soll der Passat Blue Motion bereits von diesem Sommer an für Kunden in Deutschland lieferbar sein.

Artikel vom 28.04.2007