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Schauriger Veitstanz furioser Musik

»Subway to Sally« gastiert mit ihrem »Chorabend« im Ringlokschuppen

Von Klaudia Genuit-Thiessen
Bielefeld (WB). Was für ein romantischer Abend! Einer mit alten Instrumenten wie Drehleier und Schalmei, mit Folk und Liebesliedern und betörend schönen Worten - und mit hartem, schnellem Rock. »Subway to Sally«, die Band aus Potsdam, hat das 1000-köpfige Publikum im Ringlokschuppen schon nach dem Intro gewonnen.

Und es ist nicht nur eine enthusiastische schwarze Szene, die ihre Helden feiert. Und Lieder, von denen einige fast schon so alt sind wie die 1990 gegründete Band. Ihren Namen hat sie seit damals. Eigentlich das einzige, das noch an die Zeit erinnert, in der die Musiker noch englisch sangen.
Der Wechsel zu deutschen Texten - was für ein Gewinn. Euphorisch singen die Fans sämtliche Stücke lautstark mit. Abgesehen vielleicht von den wenigen Ausflügen ins Latein. Konzerte der »Sallys« sind immer auch »Chorabende«. Frontmann Eric Fish gibt die Einsätze und fordert mitunter den »Schrei«. »Nackt« heißt die Tour, mit der »Subway to Sally« zwischen Erfurt und Bonn auch Bielefeld die Ehre erweist.
Die Band spielt nahezu unplugged, aber hoch geschlossen und natürlich schwarz gekleidet. Selten hat man wohl Musiker bei Rock, Folk, Mittelalter derart angezogen gesehen wie die Acht auf der Bühne. Eng ist es dort oben, wo sie sitzen. Wo sie den »Traum vom Tod« und das »Kleid aus Rosen« schaurig-schön spielen. Mit dem schnellen »Sieben« nehmen sie Fahrt auf und Kurs »Nord Nord Ost«.
Der Graben zu den Fans ist ganz, ganz schmal. Just bleibt so viel Platz, dass drei Köpfe in vorderster Reihe ein, zwei Stücke lang beim »Headbanging« beobachtet werden können. Das traditionelle »Elfenfest« mischt sich im Höllentempo in die »Die Braut« ein, und Michael Simon hüpft in einem irren Veitstanz über die Bühne. Kein Feuerzauber bei dieser Tour. Doch der Magie der Musik tut das keinen Abbruch. »Wir können auch anders«, ruft Eric und Ingo Hampf, musikalischer Kopf der Band und Meister der Saiten, zupft ein paar Noten, mit denen er in jedem klassischen Konzertsaal gefeiert werden würde. Furios ist der Abend und voller Drive, dramatisch, süß - woran Frau Schmitts Geige und das Cello von Gast-Musiker B. Deutung nicht unerheblich beteiligt sind. Und die wunderbaren Texte von Bodenski, die mit wenigen Worten ganze Geschichten erzählen. Mit dem wüsten Refrain aus »Julia und die Räuber«, das einzige Lied, bei dem Eric den Dudelsack spielt, fordern die Fans lautstark ihre Zugaben.
Und mit dem »Seemannslied« einer gefühlvollen Ballade, die ein Wiedersehen verspricht, nehmen »Subway to Sally« Abschied von Bielefeld.

Artikel vom 24.04.2007