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Kerstin Evers (li.) und Jana Novak präsentierten die Ergebnisse, Lucien Klein koordiniert das Projekt. Rechts Schulleiter Dr. Wolfgang Kehl.

Voneinander Lernen und sich aufeinander freuen

Rudolf-Rempel-Kolleg: EU-Projekt jetzt ausgewertet

Von Michael Diekmann (Text)
und Carsten Borgmeier (Foto)
Brackwede (WB). Deutsche und luxemburgische Schüler sind bodenständig, ihre polnischen Kollegen eher an Auslandstätigkeiten interessiert. Das EU-Projekt »Start« - unter Beteiligung des Brackweder Rudolf-Rempel-Berufskollegs -Êhat gezeigt: Im europaweiten Vergleich sind die Zukunftsaussichten Jugendlicher sehr unterschiedlich.

In einer interessanten Präsentation vermittelten Jana Novak (17) und Kerstin Evers (16), beide in der elften Klasse des Wirtschaftsgymnasiums, die Quintessens dessen, was Schüler wie Zdenek aus Tschechien, Ismail aus Wien, Elvira aus Polen, Dilek aus Deutschland und Tanja aus Luxemburg in Videointerviews zu Protokoll gegeben hatten. Insgesamt drei Jahre lang haben Lehrer und Schüler aus allen fünf Ländern im Rahmen des aus Comenius-Mitteln finazierten Projekts diskutiert, analysiert und definiert, wo die Verbesserungspotenziale für das künftige Europa liegen, wo man Defizite verringern und wo man voneinander lernen kann.
Beispiel: Polnische Schüler sind sehr mobil und sogar für Auslandstätigkeiten in Irland oder England zu begeistern, während deutsche und luxemburgische Schüler im Ausbildungssystem wohl behütet lieber heimatnah Erfahrungen sammeln. Schüler wie die Wirtschaftsgymnasiasten aus Brackwede wurden während des Projektes über einen längeren Zeitraum begleitet.
Die Erfahrungen aus dem Einstieg in den Beruf, erklärt Lehrerin Gerline Timmermann, zeigen gravierende Unterschiede innerhalb der EU, wo neue Mitgliedsländer wie Polen und Tschechien im Berufs- und Bildungssystem für mehr Bewegung sorgen. Polnische Schulabsolventen lernen ihren Beruf vornehmlich produktiv im Werk, während Deutsche schulisch begleitet erst später praktische Berufserfahrungen bekommen. Weil Praxiserfahrung ein wesentliches Einstellungskriterium für Arbeitgeber ist, haben junge Polen bei entsprechender sprachlicher Qualifikation bessere Chancen auf dem EU-Arbeitsmarkt.
Schüler und Lehrer aus Danzig, Ettelburg, Wien, Bielefeld oder dem tschechischen Opava haben sich regelmäßig getroffen. Schüleraustausche fanden statt, wurden ausgewertet. Was Heiner Flottmann, Projektbeauftragter des Rudolf-Rempel-Kollegs, besonders freut: »Im Laufe der drei Jahre ist zwischen den einzelnen Bildungsträgern ein sehr intensives Netzwerk entstanden.« So haben gerade vier Bielefelder Wirtschaftsgymnasiasten ein Praktikum in einem Luxemburger Werk absolviert, vermittelt vom Projektleiter Lucien Klein im Fürstentum.
Unter dem Strich erbringt das EU-Projekt, an dem das Schulquintett auch künftig weiter arbeiten möchte, ein Abbild der unterschiedlichen Strukturen und Bedingungen. Im Westen ist die Technik moderner, in Polen steht geringe Entlohnung Berufsperspektiven im eigenen Land für Viele im Weg. Und die Übergangsweisen von der Schule in den Beruf sind nicht nur zeitlich höchst unterschiedlich, sondern auch inhaltlich. Ein Ziel aber nennen Schulabsolventen in allen EU-Ländern im Interview immer häufiger: An Schule und Beruf soll sich ein Studium anschließen.

Artikel vom 24.04.2007