23.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Pierer soll auch Beratertätigkeit aufgeben

Forderung aus Reihen der SPD - scheidender Siemens-Aufsichtsratschef: »keine Fahnenflucht«

Berlin (Reuters). Auf den scheidenden Siemens-Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer nimmt der Druck zu, auch seine Beratertätigkeit für die Bundesregierung aufzugeben.
Niemand habe ihn aus dem Unternehmen gedrängt. »Es ist mein persönlicher Entschluss«: Heinrich von Pierer. Foto: dpa
SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler und weitere führende Sozialdemokraten drängten Pierer am Wochenende zum Rückzug. Er tue sich und der Bundesregierung keinen Gefallen, wenn er mit dieser Last noch auftrete. »Jeder, der ihn sieht, denkt an Arbeitnehmerbestechung«, sagte Stiegler zur Begründung. Dagegen bekräftigte der stellvertretende Sprecher der Bundesregierung, Thomas Steg, Pierer solle Wirtschaftsberater von Bundeskanzlerin Angela Merkel bleiben.
Pierer selbst betonte erneut, sein Rückzug bei Siemens sei kein Schuldeingeständnis.
Auch der Wirtschaftsexperte der SPD, der Bielefelder Bundestagsabgeordnete Rainer Wend, sieht nun die Kanzlerin am Zug: »Merkel muss jetzt entscheiden, ob sie aus dem Rücktritt von Pierers als Siemens-Aufsichtsratschef Konsequenzen zieht.« Auch die FDP fordert ein Ende der Beratertätigkeit von Pierers für die Regierung. Wenn Pierer als Aufsichtsratschef zurücktrete, um Siemens vor weiteren schädlichen Debatten zu bewahren, müsse dies auch für die Bundesregierung gelten, hatte der stellvertretende FDP-Vorsitzende Rainer Brüderle erklärt.
Pierer bekräftigte, er habe während seiner Zeit als Vorstandschef nicht von Schmiergeldzahlungen bei Siemens erfahren: »Ich habe nichts von besagten Zahlungen und Verträgen gewusst.« Er sei auch 1997 nicht während einer Aufsichtsratssitzung von einem IG-Metall-Funktionär über den Verdacht von Schmiergeldzahlungen an die Arbeitnehmervertretung AUB informiert worden. Dies hatte die »Süddeutsche Zeitung« am Samstag berichtet.
Die wirtschaftliche Lage bei Siemens habe sich stabilisiert, die Untersuchungen in der Schmiergeldaffäre seien auf einem guten Weg, sagte er. Daher sei sein Abschied kein »Schuldeingeständnis und keine Fahnenflucht«. Niemand habe ihn aus dem Unternehmen gedrängt.
Siemens-Aufsichtsrat Dieter Scheitor rechnet mit weiteren Enthüllungen in dem Korruptionsskandal. »Die Lebenserfahrung lehrt, dass der Skandal mit hoher Wahrscheinlichkeit sein Ende noch nicht erreicht hat«, sagte der IG-Metall-Vertreter.

Artikel vom 23.04.2007