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»Bekloppt«: Trainer
rotiert Arminia zum Sieg

Middendorp stellt in Wolfsburg auf fünf Positionen um

Von Dirk Schuster
Wolfsburg (WB). »Ich habe einige große Augen gesehen, als ich die Mannschaftsaufstellung bekannt gab.« Wen wundert's? Auf fünf Positionen hatte Arminia Bielefelds Trainer Ernst Middendorp seine Startelf gegenüber dem Heimspiel gegen Frankfurt geändert. Das Ergebnis: ein 3:2 beim VfL Wolfsburg.

»Ich habe ein bisschen das Gefühl, ich muss Reizpunkte setzen. Aber sicher nicht immer auf diese bekloppte Art«, sagte Middendorp. Von der Tribüne in die Anfangself und umgekehrt: Markus Bollmann tauschte mit Bernd Korzynietz den Platz, Tobias Rau mit David Kobylik. Middendorp, der Unberechenbare - auch zukünftig ist er für solche Überraschungen gut. Noch in Wolfsburg kündigte er an: »Wer heute auf der Tribüne saß, kann nächste Woche schon wieder seinen Job erledigen.« Positive Begleiterscheinung der Middendorp'schen Maßnahmen: »Jeder bekommt mit, dass er seine Wertigkeit hat«, äußerte der Trainer. Siehe Tobias Rau, dessen Überraschungs-Comeback ein Extra-Bericht auf dieser Seite gewidmet ist.
Rau hatte auf der Linksverteidigerposition Markus Schuler verdrängt. Middendorp, der sich erst am Samstagmorgen endgültig für seine Startelf entschied, sagte: »Markus ebenso wie Bernd Korzynietz und Artur Wichniarek haben innerhalb des Teams eine hohe Wertigkeit. Ich weiß, dass sie in dieser Saison noch ganz wertvoll für uns sein werden.«
Wertvoll waren vor allem die drei Punkte, die der DSC in der Volkswagen-Arena einsammelte. Verdient, weil Arminia den Sieg mehr wollte als die Wolfsburger. »Wir müssen nicht mit einem 1:0 zufrieden sein und warten, dass das Spiel zu Ende geht«, hatte der Coach seine Spieler in der Halbzeit aufgefordert, wieder mutig nach vorn zu spielen.
So, wie in der Anfangsphase. Aus dem Druck des DSC resultierte das Führungstor. Freistoß Böhme, Kopfball Westermann - nach acht Minuten stand es 0:1. Es war im sechsten Spiel Bielefelds erstes Bundesligator in Wolfsburg. Dass der Premieren-Treffer nicht für den Premieren-Sieg reichen würde, war aber schon in der 16. Minute klar. Marcelinho traf auf Vorlage Hans Sarpeis zum 1:1.
Es war der Auftakt einer, gemessen an der Erwartungshaltung an ein Spiel 10. gegen 16., guten ersten Halbzeit, der bei den Zuschauern den Appetit auf mehr weckte. Insbesondere die spielerischen Leckerlis, die M & M, Marcelinho und Masmanidis, ans Publikum verteilten, machten den fast 21 000 Fans den Fußballnachmittag richtig schmackhaft.
Für beide Spieler war der Arbeitstag aber schon vor Ablauf der 90. Minute beendet. Für Armine Masmanidis, weil er in der zweiten Halbzeit abbaute »und nach seiner Gelben Karte ein bisschen nickelig rumagiert hat« (Middendorp). Für Marcelinho, weil er seinem Trainer Augenthaler wegen Magenkrämpfen den Wechselwunsch signalisierte. In der 73. Minute kam beim Stand von 2:2 (Isaac Boakye hatte für den VfL, Christian Eigler für den DSC getroffen) Karhan für den Brasilianer in die Partie. Mit Marcelinho hatte Augenthaler auch die spielerische Linie des VfL vom Feld genommen.
Middendorp dagegen brachte in Wichniarek den dritten Stürmer. Und wechselte mit dem Polen den Sieg ein. Flanke Eigler, ein königlicher Kopfball, Tor (86.) - Wichniareks achtes in dieser Saison. Fünf Minuten später war das Spiel zu Ende. Bevor Schiedsrichter Knut Kircher abpfiff, pfiff er aber noch mal schwer zu Arminias Gunsten. Einem Tor Boakyes (88.) verweigerte er die Anerkennung. »Ich weiß nicht warum«, sagte Augenthaler und war nicht der einzige. Weil Kircher zuvor nach klarem Foul van der Heydens im Strafraum an Zuma keinen Elfmeter gab, stand es am Schluss in puncto Benachteiligungen 1:1. Obwohl Middendorp der Meinung war: »Für dieses Foul hätte man auch zwei Elfer geben können.«

Artikel vom 23.04.2007