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Kinderbetreuung:
Bedarf aufgezeigt

Im europäischen Vergleich zurück

Berlin (dpa). Das Bundesfamilienministerium hat mit einer Studie den Bedarf für mehr Kleinkinderbetreuung in Deutschland untermauert.
Die Finanzierungsfrage bleibt in der großen Koalition aber strittig. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will zusätzliche Betreuungsangebote für Kleinkinder nicht durch Kürzungen bei anderen Familien finanzieren. Sie stellte sich damit deutlich gegen Forderungen des Koalitionspartners SPD.
Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) betonte, der Einzige mit, mit dem sie über das Finanzierungskonzept rede, sei der Bundesfinanzminister. Sie soll mit Peer Steinbrück (SPD) das Regierungskonzept zu den Finanzfragen festzurren.
Im europäischen Vergleich bleibt Deutschland nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung und des Bundesfamilienministeriums zusammen mit Spanien, Griechenland und Italien Schlusslicht bei der Geburtenrate und beim Beschäftigtengrad von Müttern mit Kindern unter fünf Jahren. In Portugal, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Österreich und Großbritannien seien mehr als 60 Prozent der Mütter mit kleinen Kindern berufstätig, teilte die Stiftung mit. In Deutschland seien es 44,3 Prozent, bei Alleinerziehenden gar nur 37,1 Prozent.
Eric Thode von der Bertelsmann-Stiftung sagte, Deutschland gehöre mit 44,3 Prozent zu den Ländern mit dem größten Anteil an Alleinverdienerhaushalten. Mit einer Betreuungsquote von weniger als 10 Prozent der unter Dreijährigen liege die Bundesrepublik im europäischen Vergleich weit zurück.
Von der Leyen kündigte die Prüfung des Ehegattensplittings an. Derzeit werde in ihrem Ministerium berechnet, wie man das Ehegattensplitting um eine Kinderkomponente erweiteren könnte.
Bayerns Ministerpräsident Stoiber setzt für die Kinderbetreuung auf Steuermehreinnahmen, die im Zuge des Konjunkturaufschwungs erwartet werden. Dieses Geld sollte aber auch zur Förderung von Eltern verwendet werden, die ihre Kinder zu Hause erziehen. »Wenn jetzt die Kinderbetreuung in den ersten drei Lebensjahren zu Recht massiv ausgebaut wird, sollen auch die Eltern bessergestellt werden, die ihre Kinder in den ersten drei Jahren selber betreuen.«

Artikel vom 23.04.2007