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Religionsfreiheit angemahnt

Kardinal Lehmann fordert von der Türkei rückhaltlose Aufklärung

Bonn (ddp). Nach dem Mord an drei Mitarbeitern eines christlichen Verlages in der Türkei hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, die Durchsetzung der Religionsfreiheit in dem Land angemahnt.
Sorgt sich um die Christen in der Türkei: Kardinal Karl Lehmann.
»Die türkische Regierung ist gefordert, dieses Recht wirksam zu gewährleisten und auch die Angehörigen religiöser Minderheiten, die es in Anspruch nehmen, wirksam zu schützen«, betonte Lehmann am Freitag. Das Menschenrecht auf Religionsfreiheit umfasse »auch das Recht, mit friedlichen Mitteln aktiv für die Verbreitung des eigenen Glaubens einzutreten«.
Die türkischen Behörden müssten die Hintergründe des jüngsten Verbrechens »rückhaltlos aufklären und die Täter ihrer gerechten Strafe zuführen«, forderte Lehmann. Die anhaltenden Gewalttaten gegen die vergleichsweise wenigen Christen in dem Land gäben Anlass »zu wachsender Sorge«.
Der Mord ist der jüngste in einer Reihe von Gewalttaten gegen die Minderheit der Christen in der Türkei. 2006 war in der Schwarzmeerstadt Trabzon ein italienischer Priester ermordet worden, im Januar 2007 war der christlich-armenische Journalist Hrant Dink in Istanbul auf offener Straße erschossen worden.
Um die Christen in der Türkei sorgt sich auch der Erzbischof der Syrisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Julius Hanna Aydin. Der Erzbischof sprach am Freitag in Bielefeld mit dem Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß. Im Blick auf eine für Herbst geplante Reise der Kirchenleitung in die Türkei bat Erzbischof Aydin, dort auf die schwierige Lage der Christen hinzuweisen. Präses Buß nannte die Religionsfreiheit in der Türkei ein sehr wichtiges Anliegen.
Der Vatikan verurteilte den Mord an den drei Christen als eine »Tat des Wahnsinns und Ausgeburt einer fanatischen Minderheit«. »Die Martyrien gehen auch in unserer Zeit weiter«, sagte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Zugleich betonte er, durch das Verbrechen dürfe nicht die Annäherung durch den Papstbesuch im vergangenen Dezember in der Türkei gefährdet werden.
Die Witwe des in einem Bibelverlag in der osttürkischen Stadt Malatya ermordeten Deutschen Tilman G. hegt nach eigenen Worten »keine Rachegedanken«. Sie habe den Mördern ihres Mannes vergeben, sagte sie. Der 46-jährige Deutsche, der mit zwei türkischen Mitarbeitern in den Räumen des christlichen Verlags erstochen worden war, wurde am Freitag auf einem Friedhof in Malatya beigesetzt.
Nach der Tat am Mittwoch hatte die Polizei fünf Türken im Alter von 19 und 20 Jahren als mutmaßliche Mörder festgenommen. Einer von ihnen liegt schwer verletzt im Krankenhaus. Er war beim Zugriff der Polizei aus dem Fenster gesprungen. Die Mitarbeiter des Verlags hätten ihre späteren Mörder gekannt und sie deshalb ahnungslos hereingelassen.
Tilman G. lebte seit mehreren Jahren mit Frau und drei Kindern in Malatya. Die Witwe sagte dem türkischen Fernsehsender ATV: »Denen, die es getan haben, möchte ich sagen, was Jesus am Kreuz gesagt hat: ÝHerr vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tunÜ«. Sie wolle mit ihren Kindern in Malatya bleiben.
Muslimrebellen haben auf der südphilippinischen Insel Jolo sieben entführte Christen geköpft. Wie das Militär am Freitag mitteilte, zwangen die Abu-Sayyaf-Rebellen zwei LKW-Fahrer, die in Säcke gepackten Köpfe auf zwei Militärstützpunkten abzuliefern.

Artikel vom 21.04.2007