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Wort zum Sonntag

Heute von Pfarrer em. Hans-Jürgen Feldmann

Hans-Jürgen Feldmann ist Pfarrer im Ruhestand.
Ein Bistum in der katholischen Kirche wird auch als Diözese bezeichnet. In dem aus dem Griechischen stammenden Begriff steckt das Wort oikos = Haus. Ursprünglich ist er also dem häuslichen Milieu entlehnt und bedeutete einmal die Verwaltung eines Hauses. Über den lateinischen Ausdruck diocesis hat er später Eingang in das römische Staatswesen gefunden und von da aus auch in die Kirchensprache. Eine Diözese war demnach ein Verwaltungsbezirk innerhalb einer römischen Provinz, und in der Kirche ist daraus das Gebiet geworden, das einem Bischof untersteht. Alle die darin wohnen, gehören zu der betreffenden Diözese.
Wie aber spricht man das Wort richtig aus: Diözese oder Diözöse? Das ist hier die Frage. Die Schreibweise ist zwar eindeutig, nämlich Diözese, und ihr müßte - so will es die Regel - auch die Aussprache folgen, also »Diözese«. Viele färben das Wort aber anders ein und sagen statt dessen »Diözöse«. Sie setzten in die dritte Silbe ein »ö« (-zöse), obwohl doch ein »e« dorthin gehört. Ich kenne eigentlich, obgleich die es doch wissen müßten, keinen katholischen Priester, der »Diözese« sagte und nicht »Diözöse«.
Ich erinnere mich allerdings noch lebhaft daran, daß der frühere Erzbischof von Köln, Joseph Kardinal Frings, seine Zuhörer bei Rundfunkansprachen mit »Geliebte Erzdiözesanen« anredete. »Erzdiözösanen« wären wohl nicht über seine Lippen gekommen. Aber das ist lange her.
»Sagt man eigentlich âHerr PfarrerÔ oder âHerr PastorÔ?« wird man gelegentlich ebenfalls gefragt. Manche vermuten, das Wort Pfarrer sei katholischer Sprachgebrauch, die Protestanten dagegen sprächen von ihrem »Pastor«.
Abgesehen davon, daß viele ihre Geistlichen ohnehin nicht mehr mit der Amtsbezeichnung anreden, sondern nur noch mit dem Familiennamen, handelt es sich in diesem Fall nicht um einen konfessionellen Unterschied. Man kann also sowohl »Herr Pfarrer« als auch »Herr Pastor« zu beiden sagen.
Das Wort Pfarrer ist abgeleitet von dem Fremdwort Parochie, von griechisch paroikia, das soviel wie Gemeinde (vgl. Pfarrei) bedeutet. Die lateinische Vokabel pastor indessen heißt Hirte. Der Begriff Pfarrer ist mithin rechtlich gefaßt und meint den Inhaber einer Pfarrstelle. Der Ausdruck Pastor dagegen bezieht sich auf seine Aufgabe.
In der katholischen Kirche allerdings gibt es in einer Gemeinde immer jeweils nur einen Pfarrer; die übrigen Geistlichen sind diesem zu- und untergeordnet. In evangelischen Gemeinden hingegen kann es mehrere Pfarrstellen geben, und deren Inhaber haben meistens auch die gleichen Rechte. Es gibt aber evangelischerseits auch ordinierte, also mit dem geistlichen Amt lebenslang betraute und beauftragte Theologen, die im strengen Sinne keine Pfarrer oder Pfarrerinnen sind, einfach deshalb nicht, weil sie (noch) keine Pfarrstelle haben. Früher wurde das auch sprachlich eindeutiger auseinandergehalten. So sprach man etwa von Pastoren oder Pastorinnen im Hilfsdienst - ein Sprachgebrauch, der inzwischen der allgemeinen Gleichmacherei gewichen ist.
Ein katholischer Vikar jedoch unterscheidet sich von einem evangelischen. Dieser ist schon zum Priester geweiht, während jener sich - nach seinem Studium - in der praktischen Phase seiner Ausbildung befindet und sein Zweites Examen noch vor sich hat.
Aber wie dem auch sei - hoffentlich gilt von dem Bodenpersonal Gottes nicht, was ein verunsicherter Christ einmal über seinen Pfarrer sagte: »Er ist wie der liebe Gott - am Sonntag unbegreiflich und an den Werktagen unsichtbar.«

Artikel vom 21.04.2007