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Schimanski trotzt seinem Alter

Götz George ermittelt wieder erfolgreich auf eigene Faust in Duisburg

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr: Das hemmungslose Fluchen hat er sich abgewöhnt, und er löst seine Fälle jetzt ohne Türen einzutreten.
In dem Duisburger Krimi »Tod in der Siedlung« ist Götz George als ruhiger gewordener Ermittler Horst Schimanski zu sehen. Der WDR feiert dabei - fast ein Jahr verspätet -Êdas 25-jährige »Dienstjubiläum« des Ermittlers, der seit 1981 in seiner Filmrolle im Ruhrgebiet unterwegs ist: erst als Kommissar der Kripo Duisburg und dann auf eigene Faust.
Der mittlerweile 68-jährige George will weitermachen, solange die Quote stimmt.
Der Film beginnt mit einem brennenden Auto vor Schimanskis Hochhauswohnung in Duisburg. Im Kofferraum wird die Leiche eines Vermittlers der Arbeitsagentur gefunden. Der Ex-Kommissar fühlt sich verantwortlich, weil die Tat in seinem Viertel geschah, und schaltet sich in die Ermittlungen ein. Parallel untersucht die Kripo Duisburg mit »Hänschen« (Chiem von Houweninge) und Hunger (Julian Weigend) den Fall. Hunger verdächtigt bald den arbeitslosen Spielsüchtigen Krawe (Matthias Brandt), doch Schimanski traut nicht einmal Krawes Geständnis.
Der Film spielt auch mit dem Thema Älterwerden. Schimanski, der in früheren Filmen bei der Verfolgung des Täters gern im vollen Lauf über Autokotflügel flankte und an der Theke schwer zu bremsen war, bestellt nun bei der Beobachtung eines Verdächtigen in der Kneipe erstmal einen Kaffee -Ê und trotzdem schläft er ein. Nachts auf dem Parkplatz vor seinem Hochhaus wird er von ganz gewöhnlichen Räubern zusammengeschlagen und muss hilflos zulassen, dass sie ihm die Geldbörse stehlen. »Man wird eben alt«, rechtfertigt er sich, als ein Nachbar mit Kampfhund ihm sein Geld zurückholt.
»Schimanski macht das, was man ihm in seinem Alter abnimmt. Bekäme er weiße Haare, würde er sie selbstverständlich nicht färben«, sagt George in einem Interview. Dem sozialen Engagement der Figur tut das keinen Abbruch: In 90 Minuten rettet er eine verzweifelte Mutter vor dem Selbstmord, weist einer jugendlichen Prostituierten den Weg in ein neues Leben und vermittelt einem Spielsüchtigen eine Therapie.
Gedreht wurde »Tod in der Siedlung« wieder nur zum Teil in Duisburg. Für wichtige Einstellungen bevorzugte Regisseur Thorsten C. Fischer Köln als Drehort. Am traditionellen und vielfach überholten Schmuddelimage des Ruhrgebiets hält der Film mit Schwenks über Hochofenansichten und triste Innenstadtpassagen fest. Die Stadt Duisburg hat trotzdem schon lange ihren Frieden mit »unserem Schimanski« gemacht, wie Alt-Oberbürgermeister Josef Krings sagte.

Artikel vom 21.04.2007