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Swinging made
by FH Bielefeld

Förderanlage auf Hannovermesse

Von Michael Diekmann
Bielefeld (WB). Es rüttelt sich und schüttelt sich, die Besucher verfolgen fasziniert die schwingenden Teilchen in der blauen Förderrille. Die Konstruktion auf dem NRW-Stand der Hannovermesse kommt aus Bielefeld. Der Schwingförderung, davon sind die Verantwortlichen der FH Bielefeld überzeugt, gehört die Zukunft.

Dabei denkt Professor Dr.-Ing. Heinrich Kühlert durchaus praktisch. »Was an einer technischen Anlage nicht dran ist, kann auch nicht kaputtgehen«, sagt der Volksmund. Und Kühlert ergänzt: »Was nicht dran ist, macht auch keine Geräusche.« Der Wissenschaftler des Fachbereichs Mathematik und Technik der Fachhochschule denkt dabei in erster Linie an ein Getriebe. Und genau das fehlt bei seinem Projekt, mechatronische Anwendungen in den klassischen Maschinenbau zu bringen, bewährte Kontruktionsprinzipien durch die so genannte Mechatronik ersetzt wird.
Für den Betrachter auf der Messe ist faszinierend, wie sich das Granulat in der etwa zwei Meter lange blauen Rille auf Knopfdruck steuern und befördern lässt. Die blaue Rille lagert auf vier schwingenden Zylindern - dem Geheimnis des Erfolgs. Immerhin setzt die Schwingförderung an, wo klassische Förderbänder und Rüttelsiebe ersetzt werden müssen. Was am klassischen Band durch Rollen und Elektromotore samt Getriebe bewegt wird, konzentriert sich beim mechatronischen Ansatz darauf, den Bewegungszustand per Sensoren zu erfassen und einem Rechnersystem zuzuführen.
In Zusammenarbeit mit ThyssenKrupp ist die Anlage in Bielefeld entwickelt und konstruiert worden. In der kommenden Woche, berichtet Heinrich Kühlert, geht das Objekt dann zur Baumesse nach München, sammelt Anerkennung in der Praxis, im Bauwesen, wo Materialförderung benötigt wird. Bastian Borgert (23) und Andreas Jokel (26) haben die Anlage mit gebaut und betreuen sie in Hannover. Und sie können auch am einfachsten die Faszination dieser neuen Technologie aus Bielefeld erklären.
Das Geheimnis sind zwei gegenläufige Motoren für eine schwingende Bewegung der Förderanlage und der darauf liegenden Granulatteilchen. Das Zusammen- oder Gegenspiel der Motoren lässt sich mathematisch steuern und feinstens regulieren, womit das Granulat nach rechts oder links transportiert wird oder sogar auf der Stelle hüpft. Bei einer konventionellen Förderung, unterstreichen die Studierenden im Fach Produktentwicklung, ging zu Lasten des Materials. Die Folge waren erhöhter Verschleiß und die entsprechende Geräsuschentwicklung.
Zum Einsatz kommen soll die Bielefelder Entwicklung beispielsweise im materialaufwendigen Bereich der Bergbaus. Die Mechatronik ermöglicht es, in Kanada oder Alaska bei extremer Kälte und großer Hitze gleichermaßen ohne Einbußen riesige Mengen von Ölsand zu sieben und zur Gewinnung von Mineralöl zu verarbeiten.
Demonstrieren möchten die Bielefelder auf dem NRW-Stand neben der Kompetenz vom Teuto noch etwas Anderes. Es gibt, wie Studierende und Professor unterstreichen, auf dem Gesamtgebiet des Maschinenbaus eine Vielzahl von Anwendungen mit mechatronischem Ansatz, die zu neuen Lösungen führen.

Artikel vom 20.04.2007