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Hitzfeld pflegt den alten Mythos

Beim VfB Stuttgart muss der FC Bayern nun endlich seine Stärke zeigen

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
München (WB). Es ist nicht das Endspiel, das sie wollten. Es ist nur das Endspiel, das ihnen bleibt. Beim VfB Stuttgart muss der FC Bayern München am Samstag versuchen, Platz drei zu erobern.

Eigentlich ist dieser Tabellenrang für den deutschen Rekordmeister zu gewöhnlich. Doch in dieser Saison schwächelt der FC Bayern so sehr, dass er den Rettungsanker werfen muss. Wenigstens die Teilnahme an der Champions League soll es sein, wobei die Münchener das Reglement genau kennen. Der Dritte der deutschen Bundesliga muss auch erst noch durch die Qualifikation.
Ein komisch klingendes Wort - jedenfalls in bayerischen Ohren. Trainer Ottmar Hitzfeld pflegt daher lieber noch den alten Mythos: »Wir sind durch viele Stahlbäder in der Vergangenheit gegangen. Das ist eine Stärke von uns, die wir hoffentlich auch diese Saison wieder ausspielen können.«
Auch mit ihrem Meistertrainer warteten sie oft sehr lange bis zum entscheidenden Schlag. Im Jahr 2000 und auch zwölf Monate später schoss sich der FC Bayern erst am letzten Spieltag zur Schale, einmal davon mit gnädiger Unterstützung aus Unterhaching. Beim nächsten Mal gab es das legendäre Schalke-Drama, als die Königsblauen schon jubelten, ehe in der noch laufenden Partie der Münchener in Hamburg Verteidiger Andersson zuschlug.
Oliver Kahn rannte damals wie entfesselt zur Eckfahne, hörte gar nicht wieder auf zu jubeln. Und solche Bilder ruft er sich angesichts solcher Spiele wie nun in Stuttgart gern in Erinnerung zurück, weil sie ihm zeigen, was alles möglich ist. Sogar noch Platz eins, meint der Schlussmann, diesen Glauben müsse man beim FC Bayern immer haben. Selbst Trainer Hitzfeld monierte jedoch, dass Träumereien nicht angesagt seien.
Also kämpfen sie zunächst mal um Platz drei. Okay, Zweiter, das könnte vielleicht tatsächlich noch klappen. Dann müsste der Titelverteidiger nicht zur Auslosung der Qualifikation reisen, um dort einen Gegner zu ziehen, der ihm vielleicht gar nicht so sehr behagt.
Ganz andere Vorstellungen hat der VfB, den das Starkgerede aus München beinahe amüsiert. Die Schwaben mussten zuletzt in ihrem Heimspiel zwar einen kuriosen Eigen-Einschuss von Hannover 96 zur Hilfe nehmen. Sie finden das Toreschießen seit der Verletzung von Mario Gomez erschwert. Aber sie wollen gegen die Bayern schon zeigen, zu was für einer Mannschaft sie in dieser Saison von Trainer Armin Veh geformt worden sind. Und es ist so: Mit einem Remis könnte der VfB besser leben als die Bayern.

Artikel vom 21.04.2007