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Sansar trainiert bis
zu 7000 Kilometer

Hermannslauf-Titelverteidiger im Interview

Detmold (WB). Elias Sansar, der Hermannslauf-Sieger von 2006, will den Titel am kommenden Sonntag (29. April) verteidigen. WESTFALEN-BLATT-Reporter Christian Althoff traf den 27-jährigen Detmolder beim Training im Teutoburger Wald, hechelte hinter ihm her und keuchte ein paar Fragen.

Nach Deinem Sieg 2006 hast Du im Ziel an der Sparrenburg gesagt, Du hättest auch noch zwei, drei Minuten schneller sein können. Das hat mancher als arrogant empfunden.Elias Sansar: So war es nicht gemeint. Vor dem Lauf hatten mir viele Sportler Horrorgeschichten über die bergige Strecke erzählt, die ich ja nicht kannte. Ich hatte deshalb großen Respekt vor den 31,1 Kilometern und bin nicht am Limit gelaufen, weil ich nie wusste, was mich noch erwarten würde. Ganz ehrlich: Die 14:07 Minuten, die ich 2005 bei der Leichtathletik-DM für 5000 Meter gebraucht habe, haben mich mehr geschafft als die 1:45:50 für den Hermann.

Wie bist Du zum Laufen gekommen?Elias Sansar: Ich habe 1998 beim FC Stukenbrock Fußball gespielt und wollte mit Waldläufen meine Kondition verbessern. Da merkte ich, dass das meine Sportart ist.

Die Erfolge blieben ja nicht aus. Beim Berlin-Marathon 2006 bist Du mit 2:30:40 und Platz 31 der schnellste Deutsche gewesen. Da hätten Sponsoren doch Schlange stehen müssen. . .Elias Sansar: Haben sie aber nicht. Irgendwie hat niemand meine Platzierung registriert. Zum Glück unterstützt mich der Personaldienstleister ALÜ mit einem Auto und Sportkleidung. Sonst käme ich gar nicht zu meinen Wettkämpfen. Ich bin ja arbeitslos.

Macht Laufen süchtig?Elias Sansar: Ich glaube schon, aber es ist eine schöne Sucht. Wenn ich laufe, kann ich am besten über Probleme nachdenken.

Wie hast Du Dich auf kommenden Sonntag vorbereitet?Elias Sansar: Ich laufe das ganze Jahr. 6000, 7000 Kilometer, meistens im Wald. In den letzten Wochen waren es täglich bis zu 25 Kilometer - oft im Wettkampftempo.

7000 Kilometer bedeuten wieviele Paar Laufschuhe? Elias Sansar: Fünf bis sechs Paar gehen drauf.

Du lebst in Detmold, wo Lauflehrer Volker Wagner afrikanische Top-Läufer trainiert. Gibt es Kontakte?Elias Sansar: Leider nicht. Ich habe mehrmals gefragt, ob wir mal zusammen laufen können, aber das war nicht erwünscht.

Hast Du einen Lauftrainer?Elias Sansar: Alla Dudaeva, eine russische Marathonläuferin, die in meiner Nachbarschaft wohnt, betreut mich seit Januar. Ich glaube, dass das meine Zeit über 42,195 Kilometer verbessern wird.

Ernährst Du Dich speziell? Elias Sansar: Nein, ganz normal und ausgewogen - wozu auch mal ein Nutella-Brot gehört. Ich nehme allerdings jeden Tag Magnesium gegen Muskelkrämpfe und Tabletten gegen Eisenmangel. Der beschert mir sonst Leistungseinbrüche von bis zu 40 Prozent.

Und Sonntagmorgen vor dem Start? Elias Sansar: Vor Wettkämpfen esse ich immer das Gleiche: Vier Brötchen mit Butter. Dazu gibt's ein Glas schwarzen Tee. Während des Hermannslaufs trinke ich nichts, weil ich nicht trinken kann, ohne stehenzubleiben.

Dein Wunsch für den Lauf?Elias Sansar: Natürlich starte ich, um zu gewinnen. Ob das klappt, weiß man aber immer erst im Ziel.

Artikel vom 21.04.2007