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»Daran wird er sich ergötzen«

Ernst Middendorp betraut Rüdiger Kauf mit der Marcelinho-Bewachung

Von Dirk Schuster
Herzlake (WB). Bus oder Bahn? Heute entscheidet sich, welche 18 Spieler Ernst Middendorp mit auf die Zugreise nach Wolfsburg nimmt. »Die Tür steht allen offen«, sagt Arminia Bielefelds Trainer vor der Partie morgen, 15.30 Uhr, in der VW-Arena. Die übrigen acht Akteure reisen mit dem Bus von Herzlake zurück nach Bielefeld.

Am Osnabrücker Bahnhof trennen sich die Wege derer, die an der Mission Auswärtssieg mitwirken sollen und derer, die zu Hause nur die Daumen drücken dürfen. Die 18 Auserwählten fahren von dort mit dem IC nach Wolfsburg weiter, die anderen chauffiert Busfahrer Dirk Westerhold in die Heimat. Während Arminias Trainer-Quartett Plätze im Raucherabteil zugewiesen bekam, nehmen die Spieler selbstverständlich im Non-Smoking-Bereich Platz.
Die Wahrscheinlichkeit, dass hier auch einer sitzen wird, der in den bisherigen vier Partien unter Ernst Middendorp weniger zum Zug gekommen ist, ist groß. »Ich habe vor, den Kader gegenüber dem Frankfurt-Spiel zu ändern«, kündigt der Coach an. Dabei machen ihm die Spieler - sehr zu seiner Freude - die Wahl schwer. Middendorp: »Hier ist keiner, den man anschieben muss.« Ein Besuch in Herzlake, das darf Middendorp zehn Jahre nach seinem letzten Aufenthalt im Hotel Aselager Mühle zufrieden feststellen, lohnt sich also immer noch.
Allerdings: Mit Schmerzlake, wie das Örtchen im Emsland in Anspielung auf knallharte Übungscamps früherer Tage gern genannt wird, hatte dieses Trainingslager nun wirklich überhaupt nichts zu tun. Fünf Einheiten in vier Tagen - »wir wollten's relaxed gestalten«, sagt Middendorp Getreu dem Motto: »Selbstdisziplin ist die beste Disziplin.«
Der Kader wird also geändert. Das System auch? Nur so viel verrät Middendorp: »Ich denke, es ist mehr als legitim, flexibel zu sein.« Schon zuletzt gegen Frankfurt habe seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit mit zwei Spitzen agiert. Das sei erneut denkbar. Sollte Bielefeld mit nur einer Spitze spielen, hat Middendorp die Wahl zwischen Artur Wichniarek und Christian Eigler. »Ich habe noch keine Entscheidung getroffen. Artur hat sehr gut gearbeitet in den letzten Wochen, auch wenn er gegen Frankfurt einen kleinen Hänger hatte. Und dass Christian Eigler einer der überdurchschnittlichen Spieler in naher Zukunft in der Bundesliga sein wird, ist wohl jedem klar. Es kann passieren, dass er spielt.«
Ein Fragezeichen steht also hinter der Sturmbesetzung. Auf der Sechserposition im defensiven Mittelfeld hat Rüdiger Kauf seinen Platz sicher. Er soll den Wirkungsgrad des Wolfsburger Spielgestalters Marcelinho einschränken. »Das ist eine Aufgabe, an der sich Rüdiger ergötzen wird«, ist sein Trainer überzeugt. »Solche Situationen hat er mehr als ein Mal bewältigt.« Für Kauf ist Marcelinho kein Unbekannter. »Ich kenne ihn gut aus seiner Berliner Zeit. Er ist ein Spieler, der sich oft nach außen zieht. Ich werde ihm nicht 90 Minuten hinterherrennen. Wir sind alle gefordert, ihn auszuschalten.« Dass Wolfsburg am Mittwoch sein Pokal-Halbfinale gegen Stuttgart verlor, als psychologischen Vorteil für Arminia zu werten, hielte Kauf für falsch. »Das spielt keine Rolle.« Fest steht nur: Arminia muss beim VfL gewinnen. Sonst wäre vier Spiele vor Schluss für den DSC der Erstliga-Zug wohl schon abgefahren.
Bitter für Bielefeld: Sibusiso Zuma (Zerrung) musste das gestrige Training abbrechen.

Artikel vom 20.04.2007