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Für Nowitzki zählt nur
noch der Meisterring

Im zweiten Anlauf müssen es die Mavericks schaffen

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Dallas (WB). Alles große Kerle, gewiss. Aber sie müssen ja auch etwas leisten. Zwischen November und April zieht die National Basketball Association ihr Riesenprogramm mit 82 Vorrundenspielen durch. Und danach geht es erst richtig los.

Dirk Nowitzki hat es geschafft. Er ist ein Star in der NBA, und nach Detlef Schrempf erst der zweite deutsche Basketball-Export, den auch die Amerikaner schätzen. »The Big D« steht dann nicht für die texanische Metropole Dallas, in der der 28 Jahre alte Würzburger seit neun Jahren für die Mavericks auf Korbjagd geht, sondern für ihn, den 2,13 Meter-Hünen. Auch auf »Dircules« sind die Fans schon gekommen, aber die Abwandlung von Hercules lässt Nowitzki wohl erst für sich gelten, wenn er sich den Meisterring auf den Finger ziehen kann. Nur so wird er zum starken Mann.
»Ohne den Titel ist meine Karriere in der NBA unvollendet«, hat er nach dem verloren Final-Drama vor einem Jahr gesagt, als die Mavericks gegen Miami Heat mit zwei Heimsiegen starteten, danach allerdings von vier Niederlagen in Folge zutiefst erschüttert wurden. Nowitzki brauchte lange, um sich vom Schock zu erholen. Er hat dann eine Saison abgeliefert, die als seine bisher beste gilt und in der er vielleicht erstmals in seiner Karriere zum »MVP« gewählt wird - zum Most Valuable Player, was so viel bedeutet wie: niemand war wertvoller für eine Mannschaft als Nowitzki für die Mavericks.
Bis jetzt. Denn wenn am Wochende die Endausscheidung der besten 16 beginnt, muss er sich aufs Neue beweisen. Erst recht als möglicher MVP. Nowitzki weiß, was sie über ihn gesagt haben im Mai 2006: Dass er nicht zur Stelle war, als es darauf ankam. Nochmal soll ihm das nicht passieren, und es gibt nur einen Weg, die Schmach von damals zu tilgen. Die Mavericks müssen es im zweiten Anlauf schaffen, nur der Triumph zählt.
In der ersten Runde trifft das stärkste Vorrunden-Team - die Mavericks erreichten mit 67 Siegen einen neuen Klubrekord - ausgerechnet auf die Golden State Warriors. Jene Auswahl aus der kalifornischen Bay Area um San Francisco, die ihnen gar nicht liegt. Alle drei Vergleiche dieser Saison gingen verloren. Vor ein paar Tagen erst kassierte Dallas eine 82:111-Pleite. Doch da hatte Trainer Avery Johnson seine Spitzenkräfte schon geschont.
Zum Abschluss der Vorrunde gelang ein 106:75-Erfolg bei den schwachen Seattle Supersonics. Hier verschaffte Coach »AJ« seiner Eliteeinheit dann wieder etwas Bewegungstherapie. Sie sollte sich zwar nicht zu sehr anstrengen, aber auch nicht den Rhythmus verlieren. Nowitzki kam in rund 25 Minuten Einsatzzeit auf 20 Punkte, traf sieben von elf Versuchen aus dem Feld und nutzte alle sechs Freiwürfe - eine Top-Quote.
Sonntag findet Partie eins gegen die Warriors statt. Vier Siege sind nötig, um weiterzukommen. Stärkste Rivalen von Dallas sind die Phoenix Suns und die San Antonio Spurs, die sich im Halbfinale der Western Conference vermutlich gegenseitig aus dem Weg räumen. Im Osten sollten die Detroit Pistons, die Cleveland Cavaliers, die Chicago Bulls und Champion Miami Heat den Finalisten unter sich ausmachen. Als Vorrunden-Erster verdiente sich Dallas einen kleinen Vorteil. Die »Mavs« behalten bis zum Ende das Heimrecht in den möglicherweise entscheidenden siebten Spielen. Es wird eine lange Reise. Nowitzki freut sich darauf: »Der Spaß kann beginnen.«

Artikel vom 20.04.2007