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Grüne fürchten gewaltige
Kosten und enormes Risiko

Alternativen zum neuen Campus an der Langen Lage

Von Matthias Meyer zur Heyde
Bielefeld (WB). Erste Zweifel beschleichen die lokale Politik, ob das Votum für den geplante Uni-Campus an der Langen Lage richtig war. Die Politiker von Bündnis 90/Die Grünen wollen alle Alternativen gründlich geprüft wissen.

Die Baupläne haben die Fraktion der Grünen vor eine Zerreißprobe gestellt. »Das Großprojekt an der Langen Lage ist nicht die günstigste Variante - alle Vorhaben können auf dem Gelände rund um das Hauptgebäude realisiert werden«, sagte gestern Ratsmitglied Dr. Jörg van Norden.
Zum einen bereitet den Grünen die Frage der Anbindung des Areals an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) Sorge. »Schon jetzt sind die Wagen der Linie 4 in Spitzenzeiten - zwischen 7.30 und 10 Uhr - überlastet«, sagt Ratsmitglied Rainer Hahn unter Verweis auf Untersuchungen von Mobiel. »Ein neuer Zug müsste angeschafft, die alten Züge müssten verbreitert werden, um 20 Prozent mehr Fahrgästen Platz zu bieten. Ein kürzerer Takt im Fahrplan und längere Züge sind nicht möglich.«
Heiko Steinkühler von der Bezirksvertretung Dornberg (dort werden heute die neuesten Pläne diskutiert) hält die derzeit favorisierte Variante für die »beste der schlechten Lösungen«: Die Linie 4 wird von der Endhaltestelle im Bogen zur Langen Lage und eventuell bis zur Dürerstraße verlängert. »Das kostet Mobiel etwa elf Millionen Euro, bringt erhöhte Betriebskosten, aber keine Mehreinnahmen - womöglich erhöht sich also der Preis des Semestertickets«, fürchtet Steinkühler.
Schlimmster Fall: »Die Stadt investiert Millionen, und am Ende hat die Uni wegen mittelfristig sinkender Studentenzahlen keinen Bedarf mehr.«
Andererseits wollen die Grünen auch nicht den Ausbau des Straßennetzes. Die Verlängerung der Schloßhofstraße ist tabu. Der Ausbau des Tempo-40-Sträßchens Wittebreite wäre eine weitere Belastung. »Vor allem aber ist in den Wohngebieten, auf Zehlendorfer Damm, Dürer- und Hainteichstraße mit erhöhtem Pkw-Verkehr zu rechnen«, sagt Hahn. »Und an der Einmündung der Großdornberger in die Werther Straße sind Endlosstaus vorprogrammiert.«
Die Grünen votieren für eine, buchstäblich, nahe liegende Alternative: »Die Längsachse des Unihauptgebäudes kann in beide Richtungen verlängert werden«, versichert Hahn. »Zusätzliche Gebäude könnten auf den Parkflächen hinter Parkhaus 3 entstehen - dafür werden die Parkhäuser aufgestockt. Und dann ist noch jede Menge Freifläche hinter dem Oberstufenkolleg (zur Morgenbreede hin) und im Dreieck an der Einmündung der Universitäts- in die Voltmannstraße verfügbar.«

Artikel vom 19.04.2007