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Kitsch, Kunst, Humor und Ernst

Kult-Band »Kraan« spielte experimentellen Jazzrock aus dem Teutoburger Wald


Bielefeld (hb). Auf 35 Jahre Bandgeschichte können die vier Musiker der Band »Kraan« bereits zurückblicken. Lange Zeit war es ruhig um die Jazzrocker geworden, doch nun stehen sie wieder gemeinsam auf der Bühne. Dabei erinnerte der Tourauftakt am Mittwoch in der gut gefüllten Kleinen Halle des Bielefelder Ringlokschuppens eher an eine Jamsession als an ein Rockkonzert.
Die Freude, wieder gemeinsam aufzutreten, war den vier in die Jahre gekommenen Musikern deutlich anzumerken, doch leider vergaßen sie darüber den Kontakt zum Publikum. In seinen wenigen Ansagen schwelgte Bassist Hellmut Hattler in Erinnerungen an die gemeinsame Wohngemeinschaftszeit in Wintrup (bei Detmold), in der sie »Sozialismus im Kleinen probiert« hätten, und kündigte an: »Es braucht immer besondere Anlässe, damit Kraan wieder zusammenspielt. Diesmal ist es ein neues Album«. Von »Psychedelic Man« präsentierte die Band dann auch einige Songs, wie »Silver Buildings« und riss das überwiegend männliche Publikum mit ihrem experimentellen Mix aus Funk, Jazz und RockÕnÕroll mit. Ihre Lieder beschrieben sie selbst als »Kitsch, Kunst, Humor und psychedelischer Ernst«.
Trotz des stellenweise sehr langatmigen Programms blieb Hattler immer optimistisch: »Bei uns ist alles Kult. Wir haben also nix zu verlieren. Super!«. Dabei verzichteten die Bandmitglieder weitestgehend auf Gesangsparts, und rückten so die Instrumente in den Vordergrund. Besonders Hellmut Hattler zeigte eine unglaubliche Virtuosität an seinem Instrument und bewies, dass er immer noch zu den besten Bassisten Deutschlands zählt. »Der leistet ja Schwerstarbeit am Bass«, staunte ein begeisterter Fan. Auch Peter Wolbrandt (Gitarre) und Ingo Bischof (Keyboard) überzeugten durch eine beeindruckende musikalische Leistung, die vom Publikum mit viel Applaus gewürdigt wurde. Erst nach zwei Zugaben entließen die Fans ihre Idole von der Bühne.

Artikel vom 20.04.2007