19.04.2007 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Bombenterror
erschüttert
Irak: 170 Tote

Viele Kinder unter den Opfern

Bagdad (Reuters). Bei der schwersten Anschlagserie in Bagdad in diesem Jahr sind gestern fast 170 Menschen getötet worden. Die insgesamt fünf mit Autobomben verübten Attentate ereigneten sich innerhalb kürzester Zeit in überwiegend von Schiiten bewohnten Stadtvierteln.
Trümmerwüste in Badgad: Vier Männer bergen ein Opfer der Anschläge. Foto: Reuters

Im Schiiten-Viertel Sadrija im Zentrum Bagdads wurden mindestens 118 Menschen getötet. Nur Stunden zuvor kündigte Ministerpräsident Nuri al-Maliki an, seine Regierung werde bis Jahresende die vollständige Verantwortung für die Sicherheit des Landes übernehmen. Im Februar wurden tausende zusätzliche US-amerikanische und irakische Soldaten in Bagdad stationiert, um für mehr Sicherheit zu sorgen und ein Abgleiten des Landes in einen Bürgerkrieg zu verhindern.
Bei dem folgenschwersten Anschlag im Schiiten-Viertel Sadrija im Zentrum Bagdads wurden nach Polizeiangaben mindestens 118 Menschen getötet und 139 verletzt. Ein Augenzeuge berichtete, der Schauplatz des Anschlags - eine Kreuzung nahe eines belebten Marktes - sei mit Leichen übersät. Unter den Opfern waren auch viele Kinder. »Ich sah Dutzende von Toten«, sagte der ReutersFotograf. Einige Menschen seien bei lebendigem Leib in Minibussen verbrannt. »Frauen weinten und riefen die Namen ihrer toten Angehörigen.« Ein Mann schrie: »Wo ist Maliki. Holt ihn her und zeigt ihm, was hier passiert!«
Weitere Autobomben detonierten unter anderem im Stadtteil Sadr: An einem Kontrollpunkt sprengte sich ein Selbstmordattentäter in einem Auto in die Luft. Dabei kamen 35 Menschen ums Leben. Sadr-Stadt ist eine Hochburg des radikalen Schiiten-Predigers Moktada al-Sadr. Bei einem weiteren Anschlag wurden zehn Menschen getötet.
Die von Sunniten dominierte Extremistenorganisation El-Kaida wird für die meisten schweren Attentate auf Schiiten im Irak verantwortlich gemacht. Es wurde befürchtet, dass die Mehdi-Miliz Sadrs mit Racheakten auf die Anschläge reagieren könnte. Die Miliz besteht aus mehreren zehntausend Kämpfern. Sie hat sich während der jüngsten US-Offensive weitgehend zurückgehalten.
Sadr zog jedoch am Montag seine Minister mit der Begründung aus der Regierung ab, Maliki müsse die USA zu einem Zeitplan für den Abzug ihrer 146 000 Soldaten im Irak drängen.

Artikel vom 19.04.2007