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»Betreutes Wohnen im
Altbau auch möglich«

NRW-Sozialminister Laumann besuchte Johanneswerk

Von Gerhard Hülsegge
(Text und Fotos)
Bielefeld (WB). Betreutes Wohnen sollte nicht nur in Neubauten, sondern auch in alter Bausubstanz ermöglicht werden. Das hat NRW-Arbeits-, Gesundheits- und Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) gestern beim Besuch des Evangelischen Johanneswerkes in Bielefeld gefordert.

»Es ist schön hier, besonders der Innenhof«, schwärmte der Landesminister aus dem Rüttgers-Kabinett beim Anblick der Wohnanlage mit Laubengang an der Heinrichstraße 24. Sie ist 2003 von der Bielefelder Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft (BGW) errichtet worden. Das Evangelische Johanneswerk, genauer gesagt die »Johanneswerk im Stadtteil gGmbH«, unterhält dort ein Servicebüro und betreut Menschen mit Pflegebedarf.
»Was Sie hier sehen, ist eine Wohnanlage mit Versorgungssicherheit«, erläuterte BGW-Geschäftsführer Norbert Müller das 2005 bezogene Projekt. Abgebrochen wurde dafür eine alte Industriebrache, Europas ehemals größte Bananen-Reifungsanlage. 60 Mieter im Alter zwischen 25 und 90 Jahren belegen zurzeit die 42 Zwei- bis Dreizimmer-Wohnungen. Ein gemütliches Wohncafé wird in Eigenregie betrieben.
»Ich finde es super hier«, verriet Johanne Hoppe (80) dem Minister. Pastor Dr. Udo Krolzik, Vorsitzender des Vorstands des Evangelischen Johanneswerks, und Dr. Bodo de Vries, Geschäftsführer des Bereichs Soziale Arbeit und Gesundheit, gaben weitere Erläuterungen. Die neue Johanneswerk im Stadtteil gGmbH ist spezialisiert auf moderne Wohnformen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner zugeschnitten ist. Inmitten eines Gemeinwesens leben alte und junge, kranke und gesunde, behinderte und nicht behinderte Menschen, die durch flexible Hilfeleistungen sicher versorgt werden. »Wohnfühlen - Mitten im Leben« lautet das gemeinschaftliche Motto.
»Betreutes Wohnen« gibt es inzwischen in jedem Bielefelder Stadtteil. Die Stadt belege damit eine bundesweite Spitzenstellung, was die Kombination von Wohnungswirtschaft und Sozialpolitik angehe, betonte SPD-Ratsherr Günter Garbrecht, auch Mitglied des Landtages und hier Vorsitzender des Ausschusses für Arbeit und Soziales, im Gespräch mit dem Minister. Beide sprachen sich dafür aus, die Bürokratie auch in der stationären Pflege nicht zum Hemmschuh für ein humanes Miteinander werden zu lassen. »Es kann nicht sein, dass die Oma auf ihren geliebten Pfannkuchen der Kinder oder Enkel verzichten muss, nur weil Veterinäre die Hygienebestimmungen verletzt sehen, wenn die Leibspeise mit ins Heim gebracht wird«, meinte Laumann.
Die Finanzierung der Pflege sieht der Minister nur dann gesichert, wenn bei Mehrausgaben für die ambulante Seite Leistungen auf der stationären abgesenkt werden. Ferner sprach er sich für eine kapitalgedeckte Reserve in der Pflegeversicherung aus.

Artikel vom 19.04.2007