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Guten Morgen

Draußen


Da stand er mitten im Laden, in den Händen das schicke Hemd. »Kauf mich, kauf mich!«, schien es zu rufen, und da er an dem guten Stück nichts finden konnte, was dem widersprach, folgte er dem Ruf des Hemdes und strebte zügig der Kasse zu. »Ich warte lieber draußen,« kommentierte die Gattin das Geschehen und entschwand, während er brav den Kaufpreis entrichtete. Im Bewusstsein, einen guten Kauf getan zu haben, verließ er das Geschäft und fand sich sogleich in einem alten Kinderspiel vergangener Tage wieder: Verstecken. Denn von der Gattin draußen war keine Spur. Er schaute links, er schaute rechts, doch das vetraute weibliche Antlitz war weg.
Nun, Männer sind geduldig, besonders beim Shopping. Also wartete er, die Angetraute würde ja irgendwann auftauchen. Tat sie aber nicht. Die Minuten vergingen, und seine gute Laune verschlechterte sich. Zurück ins Geschäft - nichts! Wieder nach draußen - nichts! Einige Läden weiter entdeckte er die Gattin in einer Boutique. »Och, bist du schon fertig?« Ja, dachte er so für sich, seit einer Viertelstunde - und weiß seitdem, dass »draußen« ein dehnbarer Begriff ist. Männer warten brav am Ausgang, Frau streunen herum. Heinz Stelte

Artikel vom 18.04.2007