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Selbstbetrug und Verrat

»Der Liebeswunsch« mit Jessica Schwarz


Immer schon waren die Menschen auf der Suche nach dem Glück. Doch was früher in fest gefügte Wertvorstellungen und in den Glauben an ein Leben nach dem Tod eingebettet war, ist heute jedem selbst überlassen. Und wer nicht stark genug ist, kann sich schnell haltlos und überfordert fühlen.
So wie die Menschen in dem Film »Der Liebeswunsch« von Torsten C. Fischer, in dessen Mittelpunkt die unkonventionelle Anja (Jessica Schwarz; »Das Parfum«) steht. Ohne sich über ihre Gefühle im Klaren zu sein, schlittert sie in eine Ehe, beginnt eine Affäre und verzweifelt schließlich am Gefühlschaos, das daraus entsteht.
Nach dem gleichnamigen Roman von Dieter Wellershoff hat Fischer (»Der Tatort: Minenspiel«) einen intensiven, bedrückenden Film über Selbstbetrug und Verrat gedreht, über Liebe und die Unfähigkeit, eigene Gefühle und Wünsche zu erkennen und zu äußern. »Alles, was geschieht, passiert im Hier und Jetzt - dadurch wird die Sache dramatisch, dadurch entsteht die intensive Liebes- und Glückserwartung«, sagt Wellershoff, der die Menschen deshalb für sehr illusionsanfällig hält. »Alles geschieht unter dem obersten Gebot der Gesellschaft: Verwirkliche dich selbst!«
Die nüchterne, bisweilen unterkühlte Ausstattung und Farbgebung des Films unterstreicht das Gefühl der Einsamkeit und Emotionslosigkeit. Die Geschichte ist in die Reise des Mediziners Jan (Ulrich Thomsen; »Das Fest«) nach Cuxhaven eingebettet. Dort hat sich seine Geliebte Anja von einem Hochhaus in den Tod gestürzt, betrunken und verzweifelt. In Rückblenden wird erzählt, wie es zu dieser Tragödie kommen konnte: Einige Jahre zuvor heuerten Jan und seine Ehefrau Marlene (Barbara Auer) Anja an - sie sollte in den Sommermonaten ihre Villa hüten. Dabei lernte die Studentin den verklemmten Richter Leonhard (Tobias Moretti) kennen und heiratete ihn.

Artikel vom 19.04.2007